Donnerstag, 9. September 2021

Lieder mit Worten

 

Irgendwo überm Regenbogen,

ganz weit oben,

da ist ein Land,

von dem mir einst

ein Wiegenlied erzählte.

So sagte ich zu Beginn unseres Konzerts am letzten Sonntag den ersten Titel an: den Judy Garland-Klassiker „Over the Rainbow“ – weltbekannt durch den Märchenfilm „Der Zauberer von Oz“.

Eigentlich wollten wir unseren Auftritt „Chansonkonzert“ nennen. Bei der Programmplanung fiel mir jedoch immer mehr auf: Es gibt in vielen Bereichen der Unterhaltungsmusik Stücke, bei denen der Text mindestens so wichtig ist wie die Melodie. Daher boten wir eine sehr ungewöhnliche Mischung aus Operette, Musical, Tango, Wienerlied, Filmmusik, Jazz sowie Schlager und nannten das Programm „Lieder mit Worten“.

Duo Tango Varieté
„Als geblüht der Kirschenbaum“ aus Carl Zellers „Vogelhändler“ war ebenso vertreten wie die Schlagobers-Weisen „In einem kleinen Café in Hernals“ sowie „In Wien gibt’s manch winziges Gasserl“ des unvergessenen Robert Stolz. An Caterina Valente erinnerten wir mit ihrem 1958er-Hit „Spiel noch einmal für mich, Habanero“. Wir präsentierten ebenfalls den ersten deutschen Siegertitel im europäischen Schlagerwettbewerb: Ralph Siegels „Ein bisschen Frieden“.

Spiel noch einmal für mich, Habanero
 Aus dem amerikanischen Filmmusical hatten wir Fred Astaires „The Way you look Tonight“ sowie Gershwins „Love ist here to stay” gewählt – und Chaplins „Smile“ durfte ebenso wenig fehlen.

Mit dem Welthit „My Way“ untrennbar verbunden ist die Sänger-Legende Frank Sinatra – und meine Lieblings-Jazzballade „Stardust“ musste schon wegen des genialen Textes von Mitchell Parish ins Programm.

Bei den Tangos fiel uns die Auswahl schwer – schließlich entschieden wir uns für den Gardel-Klassiker „Por una Cabeza“ sowie für „Nunca tuvo novio“, das neben der Gänsehaut-Melodie einen ganz ungewöhnlichen, poesievollen Text besitzt. Dazu passte Kurt Weills Ballade vom Land der Sehnsucht: Youkali“.

Bei den deutschsprachigen Chansons musste mit „Über den Wolken“ und „Gute Nacht, Freunde“ unbedingt Reinhard Mey vertreten sein – und Hildegard Knef mit „Für mich soll’s rote Rosen regnen“.

Einen Schwerpunkt bildete natürlich das französische Chanson. Edith Piaf stellten wir mit ihrem Welterfolg „La vie en rose“ vor – und vor allem bei „Milord“ sorgten unsere beiden Musikerinnen mit ihrer Interpretation für atemlose Momente. Wunderbar sensibel präsentierten sie ebenfalls Jacques Préverts „Feuilles mortes“.

Bei uns weniger bekannt ist der französische Schauspieler und Sänger Charles Trenet, den wir in der „Schlusskurve“ unseres Konzerts mit „La Mer“ und „Que reste-t-il de nous amours?“ „Was bleibt von unseren Liebschaften?“  vorstellten. Trenet hat dazu auch den wunderbaren Text verfasst:

Verblasstes Glück, Haare im Wind,

gestohlene Küsse, bewegende Träume:

Was bleibt von alledem?

Sag es mir!

Ein kleines Dorf, ein alter Kirchturm,

eine Landschaft, so gut versteckt,

und in einer Wolke das liebe Gesicht

aus meiner Vergangenheit 

Da sicher nicht alle Gäste die vier Sprachen verstanden, in denen Karin die Stücke vortrug, versuchte ich in meiner Moderation, mit der Übersetzung einiger Zeilen zumindest die Themen der einzelnen Lieder zu erläutern.

Immer wieder fasziniert bin ich von der musikalischen Symbiose des „Duo Tango Varieté“, deren Entwicklung ich in vielen Proben verfolgen konnte. Bettina Kollmannsberger ist nicht nur eine hervorragende Akkordeon-Spielerin, sondern übernimmt inzwischen mit ihrer schönen Altstimme bei etlichen Stücken den Refraingesang – wieder eine „Farbe“ mehr in der Darbietung!

Für meine Frau Karin stand bei diesem Programm natürlich der Gesang im Vordergrund, wobei sie die Violinstimme bei vielen Titeln ebenfalls sehr effektvoll einsetzte.

Für den Moderator und Zauberer ist ein solches Team eine „g’mahte Wiesn“ – man muss bei den Ansagen die eigene Begeisterung wahrlich nicht schauspielerisch darstellen! Wir inspirieren uns gegenseitig.

Nach dem „Zauberhaften Tango“ vor mehr als zwei Jahren war dies das zweite eigene Konzert in unserem Heimatort. Nicht nur wegen Corona hatten wir uns entschlossen, es als private Veranstaltung anzubieten. Unser „Fanclub“ in Pörnbach und anderswo ist groß genug, dass wir auf öffentliche Werbung und das Gezerre mit der Lokalpresse verzichten können, ob man uns in einem Fünf-Quadratzentimeter-Artikel ankündigt oder hinterher einen nichtssagenden Bericht in ähnlicher Größe veröffentlicht.

Nein: Wir spielen für die Leute, welche unsere Musik wirklich schätzen. Berühmt werden wollen wir nicht.

Ebenfalls Glück hatten wir mit dem tollen Spätsommer-Wetter, so dass wir im idyllischen Hinterhof des Gasthauses Bogenrieder auftreten konnten – im Freien ganz ohne Corona-Auflagen. Über 50 Besucher waren gekommen, die uns viel Lob spendeten – und einige ließen den Abend mit einem Essen im Biergarten gemütlich ausklingen. Sie müsse erstmal emotional wieder runterkommen, meinte eine Besucherin. So war das gedacht…

Als Zugabe hatten wir Vera Lynns „We’ll meet again“ ausgesucht. Den Grund erklärte ich in meiner abschließenden Moderation:

Dieses Konzert war eigentlich geplant für den Juni 2020. Damals ging es leider nicht, aus bekannten Gründen. Unsere beiden Damen sind dann einfach auf die Straße gegangen – oder auf die Terrasse – und haben da über hundert kleine Abendkonzerte gesungen und gespielt. Und die Nachbarn haben zugehört, vom Balkon oder der Straße aus – viele haben auch mitgesungen. Das Ziel war eigentlich immer: Wir werden unser Konzert noch einmal machen – so wie die britische Sängerin Vera Lynn das in ihrem Lied für die Soldaten des 2. Weltkriegs versprach, welches in der Pandemie-Zeit eine neue Bedeutung gewann und wieder herausgebracht wurde:

Wir sehen uns wieder,

weiß nicht wo, weiß nicht wann.

Doch ich weiß:

Eines sonnigen Tages werden wir uns wiedersehen.

Behalte dein Lächeln, wie du es immer tust,

bis der blaue Himmel die dunklen Wolken vertreibt.

Wir werden uns wiedersehen!

Dies ist nicht als vage Aussicht zu verstehen: Derzeit arbeiten wir an zwei neuen Konzert-Ideen. Und das wird hoffentlich nicht wieder anderthalb Jahre dauern!

P.S. Für die schönen Fotos danken wir Manuela Bößel und Gerhard Kollmannsberger!