Donnerstag, 16. April 2020

Ehetest


Woher ich dieses Kunststück habe, weiß ich nicht mehr. Es handelt sich um einen Übereinstimmungseffekt, mit dem man ausprobieren kann, ob zwei Menschen in einer bestimmten Situation die gleiche Entscheidung treffen, mithin also „zusammenpassen“. Er kommt besonders in Vorstellungen an, bei denen ein (Ehe)paar im Mittelpunkt steht, also (Goldenen) Hochzeiten, Verlobungen, Taufen und anderen Jubiläen.

Wie groß die nach außen gelebte Harmonie wirklich ist, bildet gerade für die anwesenden Freunde und Verwandten eine spannende Frage, welche – je nach Situation – mit einem Quäntchen Schadenfreude verbunden ist. Diese Stimmung wird durch eine Reihe von Gags zum Thema Partnerfindung unterstützt.

Effekt:
Aus einer Reihe von Symbolkarten, die jeweils zweifach vorkommen, wählen die beiden Personen eines Paars das gleiche Zeichen.

Material:
Zauberkollegen können mit wasserfestem Filzstift auf 12 Blanko-Riesenkarten die folgenden Symbole zeichnen (oder überziehen Sie normale Riesenkarten auf der Bildseite mit weißer Folie, welche Sie dann bemalen können):
Stern, Würfel, Zauberstab, Kreis, Herz, „chinesisches“ Schriftzeichen
(Siehe Abbildung; je zwei Karten tragen ein identisches Bild!)
Laien können sich mit Pappkartons behelfen, auf welche sie die obigen Zeichen malen.
Vorbereitung: Sortieren Sie die Karten paarweise in der obigen Reihenfolge; die beiden Sternkarten sind die obersten auf der Rückenseite des Päckchens.

Routine und Vortrag:

„Meine Damen und Herren, die Ehe ist bekanntlich die Einrichtung, in der die Partner einander bei der Bewältigung der Schwierigkeiten helfen, die sie alleine gar nicht hätten. Doch glücklicherweise gibt es ja jede Menge Hilfen beim Finden des passenden Lebensgefährten, in unserer digitalen Welt sogar computergestützt: Sie liefern einem Eheanbahnungsinstitut einfach genügend Informationen über sich, beispielsweise, dass Sie wenig Geld haben und daher einen wohlhabenden Partner suchen oder Sie schon älter sind und jemand deutlich Jüngeren wollen – und der Rechner findet blitzschnell das passende Pendant – also jemanden, dem es genauso geht…

In China funktioniert manches noch ein wenig einfacher, und daher habe ich von einem dortigen Zauberkollegen, der nebenberuflich auch Ehevermittler ist – er heißt Kupp-Lai-Khan – diesen Ehetest bekommen.“

Bringen Sie das Kartenpäckchen zum Vorschein.

„Und da wir heute ein besonderes Paar unter uns haben, möchte ich Sie beide bitten, bei diesem kleinen Experiment mitzumachen. Vielen Dank!“

Die ausgewählten Personen stehen links und rechts von Ihnen.

„Sie sehen, der Test ist ganz simpel, wir haben je zwei gleiche Karten mit diesen Symbolen: Um den Stern des Lebens zu finden, brauchen Sie etwas Glück und Zauberei, um schließlich die Ringe zu tauschen und Ihre Herzen zu vereinen – und dies hier ist das chinesische Schriftzeichen für ‚Vermittlungsgebühr sofort fällig’.“

Legen Sie das Kartenpäckchen rückenoben mitten auf den Tisch, heben – synchron zum Text – beidhändig je ein gleiches Paar zum Publikum hoch und legen es dann bildoben links und rechts ab. Unterstützen Sie den Gag zum „Schriftzeichen“ mit „chinesischem“ Diskant sowie leicht „lollendem L“!

„Wie Sie sehen, kommt jedes Symbol zweimal vor, und darauf beruht dieser Test. Damit ich keinerlei Einfluss nehmen kann, werde ich mich währenddessen umdrehen. Mein Herr, bitte mischen Sie alle Karten gründlich durch… Dies ist der erste Teil, der so genannte ‚Geschicklichkeitstest’“.

Nehmen Sie die Karten zusammen und überreichen sie dem männlichen Helfer. Wenn er zu mischen beginnt, gehen Sie einige Schritte nach hinten und wenden sich ab. Da ein Laie, zumal bei Riesenkarten, meist einige Schwierigkeiten mit dieser Anweisung hat, bekommen Sie voraussichtlich einen Lacher.

„Fertig? Nun teilen Sie bitte die Karten unter sich auf, das heißt, Sie, mein Herr, geben Ihrer Partnerin einen beliebigen Teil des Spiels und behalten den Rest… Dies ist die zweite Phase, der sogenannte ‚Großzügigkeitstest’. Alles verstanden? Fragen Sie bitte nach, wenn etwas unklar ist!“

Entscheidend für das Gelingen ist, dass Ihre Kandidaten genau wissen, was sie zu tun haben. Seien Sie also bei Ihren Anweisungen so deutlich wie möglich! Es macht auch einen Unterschied, ob das „Jubelpaar“ 30 oder 70 Jahre alt ist – im Zweifel wiederholen Sie jeden Schritt bzw. fragen nach. (Bei mir überwacht zusätzlich die Assistentin unauffällig das Geschehen – eine Beruhigung meiner Nerven!)

„Und jetzt zählt bitte jeder seine Karten, lassen Sie sich ruhig Zeit und prüfen das Ergebnis noch einmal nach. Jeder hat nun also eine bestimmte Menge Karten in der Hand – und jene Zahl merken Sie sich jeweils – jeder seine! Das ist die letzte Phase, der sogenannte ‚Intelligenztest’. Fertig?
Dann legen Sie bitte wieder alle Karten zu einem Spiel zusammen, und Sie,
mein Herr, dürfen nun wiederum kräftig mischen!“

Letztlich dreht sich alles nur um diese beiden Zahlen, welche in der Summe natürlich 12 ergeben müssen, also z.B. 8 und 4.
Wenden Sie sich wieder Ihren Kandidaten zu:

„Sie haben völlig frei zwei Zahlen bestimmt und sich gemerkt, ja? Und das Spiel wurde mehrfach gemischt. Ich werde nun Ihnen, meine Dame, die Karten einzeln vorzeigen, und Sie prägen sich bitte das Symbol ein, welches bei Ihrer Zahl erscheint! Alles verstanden? Also, eins, zwei, drei…“

Nehmen Sie das Kartenpäckchen in die Hand und zählen Sie vom Spielrücken einzeln Karten vor, die Sie jeweils übereinander mit dem Rücken nach oben auf dem Tisch deponieren, also die erste Karte zeigen, ablegen, die zweite Karte hochheben, auf die erste geben usw.

Achtung: Die letzte Karte, die Sie in der Hand haben, zeigen Sie und legen sie wieder auf die Hand zurück, darauf kommt das abgelegte 11-Karten-Päckchen! Führen Sie mit diesem anschließend die gleichen Aktionen mit dem Herrn durch – auch er soll sich das Symbol bei seiner Zahl merken – nur werfen Sie nun auch die letzte Karte auf das Tischpäckchen.

Sortieren Sie bei den folgenden Worten Ihr Spiel so, dass zwei Stapel mit jeweils allen vorkommenden Zeichen entstehen, geben Sie den Kandidaten je ein Päckchen

„Nun suchen Sie sich heimlich das Symbol heraus, das Sie sich gemerkt haben – fertig? Moment noch, auf ‚Drei’ zeigen Sie zunächst einander die betreffende Karte: Eins, zwei, drei!“

Es gehört zu den schönsten Momenten dieser Routine, nun die verblüfften (und erleichterten) Gesichter des Paars zu sehen, die sich natürlich „spiegeln“! Lassen Sie das einen Moment wirken, nehmen den beiden dann synchron ihre Karten ab und halten sie ins Publikum. Formulieren Sie einen Satz, welcher suggeriert, es habe ja nur dieses Bild sein können, z.B.:

„Na klar, der Zauberstab – etwas Magie war ja dabei, und dieser Zauber möge Sie noch lange begleiten! Vielen Dank für Ihre Mitwirkung!“

Geleiten Sie das Paar dabei auf seinen Platz und bemerken auf dem Rückweg trocken:

„Der Trick funktioniert übrigens immer – daher ja auch die Bevölkerungsexplosion in China…“

Natürlich kann man rechnerisch das Geheimnis entschlüsseln. Doch wen die Thematik von Liebe, Partnerschaft und übereinstimmenden Wünschen nicht von solchen Überlegungen abbringt, der hat selber ein Problem!

Das größere Risiko besteht darin, dass Sie einen „Fehler“ Ihrer Kandidaten nicht ausschließen können, welche dann auf ihren Partner sowie ein unterschiedliches Symbol blicken. Mir ist das einmal in 40 Vorführungen passiert. Zur Vermeidung ehelicher Zwistigkeiten brauchen Sie unbedingt ein Out! Nehmen Sie blitzschnell das Restspiel auf und machen Sie eines der abweichenden Bilder zum zweitobersten der Rückenseite und die „richtige“ Karte zur obersten. Dublieren Sie (d.h. zeigen sie die beiden Karten als eine):

„Und Sie haben sich tatsächlich für dieses Symbol entschieden?

Legen Sie das Zweierpäckchen wieder auf Spiel und nehmen dann die oberste Karte, welche Sie über das Restspiel streichen:

„Na – intuitiv wollten Sie sicher die andere!“

Normalerweise bin ich kein Freund vieler Mentaleffekte, da ihnen häufig zwei Dinge fehlen: Einfachheit und Emotionen. Hier aber wird das mathematische Prinzip durch unterhaltsame und gefühlsmäßige Elemente überlagert.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

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