Montag, 27. Mai 2019

Den Schnabel auf!


Es hätte mich gewundert, wenn wir bei unserem Tangokonzert neulich eine andere Erfahrung gemacht hätten als schon im Juli 2017 bei der Pfaffenhofener Gartenschau. Damals gab ich – als einziger dort engagierter Zauberkünstler – zwei Vorstellungen mit Live-Musik:

Resultat: Insgesamt zirka 200 Zuschauer, keine Ankündigung im Lokalblatt (außer als Notiz im täglichen Gartenschau-Programm) und auch keinen Bericht hinterher. Da wir uns bei Pfaffenhofener Kurier beschwerten, bekam ich einige Monate später allerdings einen Artikel mit Foto über mein „Lebenswerk“

So machten wir uns auch diesmal keine Hoffnungen auf eine größere Begleitung durch die Presse. Auch das Schreiben wollten wir ihr ersparen: So reichten wir zwei Ankündigungstexte zur Wahl (zirka 100 bzw. 150 Wörter) nebst einem Foto ein. Genommen wurde natürlich die kürzere Version, die man am 29.4. (also schon drei Wochen vorher) abdruckte – natürlich ohne Bild. Über dreimal so groß prangte daneben der „süße“ Schnappschuss eines Amselnestes mit sperrenden Küken. In Pfaffenhofen kriegt man halt umso mehr Platz in der Zeitung, je weiter man den Schnabel aufreißt:



Da man uns angeboten hatte, kurz vorher nochmal eine Ankündigung unseres Tangokonzerts zu bringen, übersandten wir eine Erinnerung nebst unserem Foto: Diesmal hieß es nun, das Bild sei „zu stark bearbeitet“. Innerhalb von Minuten schickten wir ein zweites Foto (einen garantiert puren Handy-Schnappschuss) hinterher. Keine Reaktion – außer einem diesmal noch kürzeren Veranstaltungs-Hinweis.

Und natürlich erschien zu unserem Auftritt kein Reporter und somit auch kein Bericht über die Vorstellung (obwohl wir uns auch darum bemüht hatten).

Ich kenne allerdings im deutschsprachigen Raum kein abendfüllendes Programm, das Tangomusik von Villoldo bis Piazzolla mit Zaubereffekten und einer Moderation verbindet, welche sicherlich über die Ansage von Stücken weit hinausgeht. Das allein ist noch kein Qualitätsurteil – interessant genug für eine Rezension wäre es allemal gewesen.

Was uns in Pörnbach sicherlich fehlt, ist eine Lobby: Weder machen wir über eine Partei und die zugehörigen Stadträte Karriere noch haben wir Drähte zu irgendwelchen „wichtigen“ Zirkeln – schon gar nicht zum Magischen...

Ich schreibe diesen Artikel – wiewohl man mir das unterstellen wird – nicht aus Frust. Dazu haben wir keinerlei Grund: Das Konzert war (bis auf vier Plätze) beinahe ausverkauft, und wir erhielten begeisterten Zuspruch. Nur verdanken wir den kaum der Presse, sondern unserer lokalen Bekanntheit durch die hervorragenden Leistungen meiner beiden Musikerinnen.

Vielmehr geht es mir darum, den Hintergrund solcher Abläufe einmal darzutun: In Pfaffenhofen gibt es – vorsichtig formuliert – einen sehr kleinen Personenkreis, welcher bestimmt, was dort als künstlerisch hochwertig zu gelten hat. Und was nicht aus der Kreisstadt kommt (oder von weither teuer eingekauft wird), zählt halt nicht. So besuchte ich im zurückliegenden Jahr zwei sehr ansprechende Operettenkonzerte im Pfaffenhofener Rathaussaal, deren Veranstalter sich wohl ebenso wenig dieser Gnade erfreut. Resultat: keinerlei Rezensionen im „Pfaffenhofener Kurier“.

Spricht man privat mit Musikern, so wird das auch zugegeben. Öffentlich behaupten will das natürlich niemand – es könnte ja die restlichen Gigs auch noch gefährden.

Nur wird sich – wie üblich – durch Verschweigen nichts ändern. Und da ich in meinem hohen Alter wirklich nicht mehr von Engagements abhängig bin, fällt halt mir die Rolle zu, hier den Schnabel aufzureißen. Da dies weit weniger süß wirken dürfte als das obige Amselfoto, mache ich mir über die Außenwirkung keine Illusionen. Mir ist jedoch wohler, es einmal öffentlich gesagt zu haben.

Daher werde ich es gelassen ertragen, dass auch in Zukunft in Pfaffenhofen jedes auftretende Duo für Bierdimpfel (mit einem mehr oder weniger schönen Bild) seinen angemessenen Platz in der Lokalgazette erhalten wird. Ebenso wenig wird es meine Stimmung allerdings trüben, wenn die Zeitungen mal wieder über zurückgehende Umsätze und Stellenabbau jammern.

Die bösen Blogs und überhaupt das Internet bilden – nicht nur für die CDU – eine immer stärkere Konkurrenz.

Und das ist gut so.

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