Donnerstag, 27. August 2015

Thomas Fröschle: Jungfrau gesucht, Säge vorhanden



Ich stehe auf gute Buchtitel – selten aber sind sie derart überzeugend, dass ich mir allein schon deshalb ein Werk bestelle. In diesem Fall war es so!

Den Autor habe ich beim ersten Zauberkongress kennengelernt, den ich je besuchte. Er war damals 15 Jahre alt und gewann den österreichischen Meistertitel. Bereits damals war ich mir sicher, dass es der junge Mann noch weit bringen würde. Mit seiner legendären Manipulationsnummer, bei welcher zum Schluss eine Unzahl Glocken erschien, gewann er zweimal die Zauberweltmeisterschaft und wurde bei diesem Rekord lediglich von Fred Kaps übertroffen.

In seinem höchst amüsanten Buch lüftet Thomas Fröschle (alias „Topas“) – wie es der Untertitel verspricht – den Vorhang und lässt uns viele Blicke auf diese seltsame Leidenschaft tun. In oft anekdotischer Form beschreibt er seinen Werdegang, in dem die örtlich nahe Zauberfirma „Magic Hands“ des unvergessenen Manfred Thumm eine zentrale Rolle spielte. Weiterhin war es sein Glück, frühzeitig zum benachbarten Ortszirkel Stuttgart stoßen zu können und in dem bekannten Talentförderer Eberhard Riese einen väterlich-strengen Freund zu finden. Dessen (von mir nicht unbedingt geteilte) Devise, Magie müsse vor allem neu sein, führte immerhin zu der bahnbrechenden Bühnennummer, mit welcher der junge Mann auch international Karriere machte.

Topas verfügt allerdings (und das wurde wohl viele Jahre übersehen) auch über eine immense schauspielerische und komödiantische Begabung, die er heute in seinen Auftritten als Comedian nutzt, Die Geschichten in seinem Buch bezeugen dies überdeutlich – und ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal Tränen über solch skurrile Geschichten gelacht habe! Als (wenn auch amateurhafter) Insider kann ich nur bestätigen: Ja, genauso verrückt und egomanisch geht es in der Zunft der „Karnickelvermehrer“ zu – ob nun auf Zauberkongressen, wo außer „Lunatics“ und Spesen oft nicht viel anfällt oder im betulichen Altherrenclub des „Magischen Zirkels von Deutschland“, wo sich auch aus seiner Sicht eher die Tricksammler als die Entertainer tummeln. (Glücklicherweise wagt man dort einem ehemaligen Weltmeister nicht zu widersprechen…)

Besonders ehrt den Autor, dass er den selbstkritischen Blick nicht verloren hat – bei persönlichen Problemen wie „Platte und Plauze“ sowie dem "Erfolg" bei Frauen oder hinsichtlich zwerchfellerschütternder eigener Pannen, an der Spitze seinen ersten Auftritt in Las Vegas, wo er in drei Durchläufen stets wieder den Schlusseffekt versemmelte. Glücklicherweise ist das Video noch auf YouTube zu sehen und zeigt, auf welch hohem Niveau er dabei mit sich selber ins Gericht geht:

Erfolgreich kann in der Zauberkunst nur der sein, welcher eine blitzsaubere Technik mit umwerfender Ausstrahlung und Präsentation verbindet. Zu diesem Thema empfehle ich noch eine weitere Nummer, bei welcher sich Topas ein „magisches Duell“ mit seinem Partner Helge Thun liefert:

In den ernsteren Passagen am Ende des Buches übt Thomas Fröschle berechtigte Kritik an Esoterik und „Wundermännern“ wie Uri Geller und stellt seine Philosophie unserer Profession vor. Trivialisiert die heutige Generation von Zauberern etwas, das seinem Wesen nach viel tiefgründiger ist, wie der Magier Max Maven meint? Nicht jeder, der ein Trickgerät bedienen kann, sollte sich als Künstler fühlen!

Insgesamt also ein wunderbarer Blick hinter die Kulissen einer der „schönsten Nebensachen der Welt“ – für Laien zu Kennenlernen und für Insider zum Wiedererkennen. Und nebenbei: Allein der Kartentrick, welchen der Autor am Schluss beschreibt, ist den Preis des ganzen Buches wert!

P.S. Hier kann man bestellen: