Mittwoch, 13. Dezember 2023

Adventskonzert in Pörnbach

 

Am kommenden Sonntag ist es wieder so weit: Unter dem Motto „Hebe deine Augen auf...“ findet das diesjährige Adventskonzert in der Pörnbacher Pfarrkirche statt.

Das einstündige Programm ist stets ein Ergebnis monatelanger Planungen und Proben: Karin sucht intensiv nach Texten und entwirft zusammen mit Bettina das Programm. Und sie entwickeln Alternativen, wenn wieder mal ein Ensemble-Mitglied mit Erkältung oder gar Corona darniederliegt.

Diesmal hat es mich getroffen: Leider kann Pater Franz Purainer, der von Beginn an als Sprecher fungiert, krankheitshalber nicht teilnehmen. Daher hat Karin nun die „Zweitbesetzung“, also mich, aktiviert. Ich hätte die Rolle gerne dem sehr beliebten Geistlichen überlassen, der sie stets ruhig und souverän meistert.

2017 durfte ich schon einmal für ihn einspringen:


https://diemagiedesgr.blogspot.com/2017/12/zu-weihnachten.html

Seit 118 Jahren gibt es (mit Unterbrechungen) den Pörnbacher Kirchenchor:

http://www.robinson-riedl.de/chor-poernbach.pdf

Das älteste Mitglied ist seit 1950 dabei. 2007 übernahmen Karin und Bettina die Leitung des Chors, und seit 2014 gibt es die Adventskonzerte (2020 und 2021 waren sie wegen der Pandemie ausgefallen). Obwohl ich kein eingeschworener Fan der Kirchenmusik bin, darf ich feststellen: Die Termine sind inzwischen zum „Kult“ geworden und ziehen viele Gäste aus einer größeren Umgebung an.

Ein schönes Porträt des Chors findet man hier:

https://www.donaukurier.de/archiv/musik-seit-111-jahren-3775666

Die Instrumentalisten sind dieses Jahr:

Karin Law Robinson-Riedl (Violine)

Bettina Kollmannsberger (Akkordeon, Orgel)

Daniela Biechele-Weiß (Querflöte)

Marissa Biechele (Harfe)

Karlheinz Forve (Gitarre)

Worauf alle sehr stolz sind: Die Musiker stammen alle aus dem Pörnbacher Umfeld – es gibt keine „eingekauften Profis“.

Die Texte, die Karin in langer Arbeit zusammenstellt, sind eindrucksvoll – und es macht große Freude, sie vorzutragen. Hier ein Beispiel von 2019:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2020/12/kerzlein-leuchte.html

Dieses Jahr sind die Autoren unter anderem Erich Kästner und Antoine des Saint-Exupéry. Und die Musik stammt aus dem volksmusikalischen und neugeistlichen Bereich. Titelgebend ist „Hebe deine Augen auf“ aus dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy.  

Sonntag, 17. Dezember 2023, 16.00 Uhr

Pfarrkirche  St. Johannes der Täufer

Kirchplatz 6

85309 Pörnbach

Der Eintritt ist frei – Spenden werden gerne angenommen. Sie gehen je zur Hälfte an soziale Projekte in Nigeria und die Pfaffenhofener Tafel.

Mit herzlicher Einladung

Gerhard

Montag, 4. Dezember 2023

Zeit lassen!

 

Neulich hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit einer Zuschauerin, die schon viele Zauberauftritte von mir erlebt hat.

Früher, so erzählte ich ihr, war ich immer wieder mit der Ausarbeitung neuer Routinen beschäftigt, die ich dann – falls sie mir geeignet erschienen – irgendwo in der Mitte des Programms ausprobierte. Viele davon zeigte ich nur wenige Male, einige aber fanden ihren Platz in meinem Standard-Repertoire (zu meiner besten Zeit weit über hundert Nummern).

Heute, so meinte ich, sei eher das Gegenteil der Fall: Da ich inzwischen weniger Vorstellungen gebe (von den Musik-Moderationen einmal abgesehen), kämpfte ich darum, die Abfolgen und Texte von Kunststücken nicht zu vergessen, die ich vor zwanzig und mehr Jahren im Schlaf beherrschte. Gerade, wenn ich solo zaubere, verfolgt mich ständig die Sorge, ich könnte plötzlich „aus dem Text fliegen“ oder bei der Abfolge in die Irre geraten. Von vielen Routinen habe ich keine komplette Beschreibung – das meiste ist lediglich in meinem Gedächtnis gespeichert.

Na gut, von einigen Dutzend Effekten gibt es inzwischen YouTube-Videos, die ich mir zur Vorbereitung nochmal anschauen kann:

https://www.youtube.com/channel/UCNQxzjgEVdis00XYsrU0sWg

Zur Zuschauerin sagte ich: „Manchmal wird das ganz schön aufregend, weil ich beim Reden nachdenken muss, wie es weitergeht“. Zu meinem Erstaunen war ihre Antwort: „Gerade das finde ich inzwischen überzeugender. Früher warst du öfters zu schnell“.

Da ist sicher etwas dran: Es gab Jahre, wo ich über fünfzig Auftritte absolvierte – häufig verwendete Routinen zeigte ich jährlich über dreißig Mal. Manche davon hingen mir nach der langen Zeit regelrecht „zum Hals raus“. Also versuchte ich, sie so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Auch von Karin, die mir meist assistierte, hörte ich gelegentlich: „Lass dir mehr Zeit“.

So entstehen manchmal aus der Not heraus Verbesserungen!

Ich glaube, die Langsamkeit hat mehrere Vorteile:

Der Vortrag zu einer Zaubernummer sollte ja so klingen, als fielen einem die Worte ganz spontan ein. Diese Wirkung verschenkt man, wenn man den Text perfekt herunterschnurrt. Er ist dann nicht nur auswendig gelernt – er klingt auch so.

Zudem prasselt auf die Zuschauer eine ganze Menge von Informationen und Eindrücken herein. Man muss ihnen Zeit lassen, das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten. Pausen sind dazu besonders wichtig – und bilden eine Gelegenheit, zwischendurch mal zu lachen oder zu applaudieren.

Hetzt man durch eine Nummer, so setzt man nicht nur das Publikum unter Druck, sondern auch sich selber. Man wirkt angespannt. Lässt man sich jedoch Zeit, strahlt man Lässigkeit und Souveränität aus und bringt Ruhe in den Ablauf. Wenn einen keiner jagt, sollte man auch nicht rennen!

Ich glaube, es spielt ebenso die chronische Angst des Magiers vor der Offenlegung der Geheimnisse eine Rolle. Damit die Zuseher nicht merken, wie es geht, arbeitet man sich mit einem Höllentempo durch die Routinen.

Mir hat dabei im Lauf der Jahre ein Gedanke geholfen: Kein Zauberkünstler, der noch alle Tassen im Schrank hat, macht dem Publikum heute noch weis, er sei mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet. Klar sollte die Vorführung handwerklich so gut sein, dass man die Leute nicht mit der Nase auf die Erklärung stößt. Aber in unserer Zeit ist die Zauberei lediglich ein amüsantes Spiel. Ich vermittle Fantasien, Geschichten und Ideen, die ich magisch illustriere. Mehr nicht!

Sicherlich gibt es Momente, in denen man Tempo und auch Lautstärke erhöhen muss – aber als bewussten Akzent, nicht als Dauerlösung! Und solche Modulationen wirken stärker, wenn man sie nur gezielt einsetzt.

Hier ergibt sich eine Parallele zu meiner anderen Leidenschaft, dem Tanzen: Auch dabei (und vor allem beim Tango) darf man sich nicht im monotonen Stakkato durch ein Musikstück arbeiten. Verzögerungen und Pausen sind oft viel wichtiger. Und man wirkt umso schneller, je langsamer man vorher war – und umgekehrt.

Vielleicht ist es ja ein Vorzug des Alters, dass man mehr Zeit zum Luftholen und Nachdenken braucht – und so den Zauber der Langsamkeit entdeckt!