Ich
stehe auf gute Buchtitel – selten aber sind sie derart überzeugend, dass ich
mir allein schon deshalb ein Werk bestelle. In diesem Fall war es so!
Den
Autor habe ich beim ersten Zauberkongress kennengelernt, den ich je besuchte.
Er war damals 15 Jahre alt und gewann den österreichischen Meistertitel.
Bereits damals war ich mir sicher, dass es der junge Mann noch weit bringen
würde. Mit seiner legendären Manipulationsnummer, bei welcher zum Schluss eine
Unzahl Glocken erschien, gewann er zweimal die Zauberweltmeisterschaft und
wurde bei diesem Rekord lediglich von Fred
Kaps übertroffen.
In
seinem höchst amüsanten Buch lüftet Thomas
Fröschle (alias „Topas“) – wie es
der Untertitel verspricht – den Vorhang und lässt uns viele Blicke auf diese
seltsame Leidenschaft tun. In oft anekdotischer Form beschreibt er seinen
Werdegang, in dem die örtlich nahe Zauberfirma „Magic Hands“ des unvergessenen Manfred
Thumm eine zentrale Rolle spielte. Weiterhin war es sein Glück, frühzeitig zum
benachbarten Ortszirkel Stuttgart stoßen zu können und in dem bekannten
Talentförderer Eberhard Riese einen väterlich-strengen Freund zu finden. Dessen
(von mir nicht unbedingt geteilte) Devise, Magie müsse vor allem neu sein,
führte immerhin zu der bahnbrechenden Bühnennummer, mit welcher der junge Mann
auch international Karriere machte.
Topas verfügt allerdings
(und das wurde wohl viele Jahre übersehen) auch über eine immense schauspielerische
und komödiantische Begabung, die er heute in seinen Auftritten als Comedian
nutzt, Die Geschichten in seinem Buch bezeugen dies überdeutlich – und ich kann
mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal Tränen über solch skurrile
Geschichten gelacht habe! Als (wenn auch amateurhafter) Insider kann ich nur
bestätigen: Ja, genauso verrückt und egomanisch geht es in der Zunft der „Karnickelvermehrer“
zu – ob nun auf Zauberkongressen, wo außer „Lunatics“ und Spesen oft nicht viel
anfällt oder im betulichen Altherrenclub des „Magischen Zirkels von Deutschland“, wo sich auch aus seiner Sicht
eher die Tricksammler als die Entertainer tummeln. (Glücklicherweise wagt man
dort einem ehemaligen Weltmeister nicht zu widersprechen…)
Besonders
ehrt den Autor, dass er den selbstkritischen Blick nicht verloren hat – bei
persönlichen Problemen wie „Platte und Plauze“ sowie dem "Erfolg" bei Frauen oder hinsichtlich zwerchfellerschütternder
eigener Pannen, an der Spitze seinen ersten Auftritt in Las Vegas, wo er in
drei Durchläufen stets wieder den Schlusseffekt versemmelte. Glücklicherweise
ist das Video noch auf YouTube zu sehen und zeigt, auf welch hohem Niveau er
dabei mit sich selber ins Gericht geht:
Erfolgreich kann in der Zauberkunst nur der sein, welcher
eine blitzsaubere Technik mit umwerfender Ausstrahlung und Präsentation verbindet.
Zu diesem Thema empfehle ich noch eine weitere Nummer, bei welcher sich Topas ein „magisches Duell“ mit seinem
Partner Helge Thun liefert:
In den ernsteren Passagen am Ende des Buches übt Thomas Fröschle berechtigte Kritik an Esoterik
und „Wundermännern“ wie Uri Geller und
stellt seine Philosophie unserer Profession vor. Trivialisiert die heutige
Generation von Zauberern etwas, das seinem Wesen nach viel tiefgründiger ist,
wie der Magier Max Maven meint? Nicht
jeder, der ein Trickgerät bedienen kann, sollte sich als Künstler fühlen!
Insgesamt also ein wunderbarer Blick hinter die Kulissen
einer der „schönsten Nebensachen der Welt“ – für Laien zu Kennenlernen und für
Insider zum Wiedererkennen. Und nebenbei: Allein der Kartentrick, welchen der
Autor am Schluss beschreibt, ist den Preis des ganzen Buches wert!
P.S. Hier kann man bestellen:
Ich danke Ihnen für diesen interessanten Artikel. Er macht wirklich Lust auf das Buch. Das verspricht amüsant zu werden.
AntwortenLöschenVielen Dank!
LöschenEs ist wirklich das lustigste Zauberbuch, das ich kenne. Ich wünsche Topas, dass er seine komödiantischen Fähigkeiten noch mehr mit der tollen Manipulationstechnik verbindet.
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenLieber Kommentator,
Löschenabgesehen davon, dass für mich der Bezug zum Artikel nicht ersichtlich ist: Leserbeiträge veröffentliche ich nur, wenn sie unter Klarnamen eingestellt werden!