Heftig zu ging es offenbar beim Auftritt eines Zauberkünstlers bei einem katholischen Kindergarten in München-Sendling: Als am Schluss der Vorstellung Kinder in seinem Auftrittsbereich herumwuselten, trat ein vierjähriger Junge gegen das Equipment des Magiers. Der revanchierte sich – auf bayerisch gesagt – mit einer kräftigen Watschn!
Nicht die Eltern, sondern offenbar ein anderer Gast des Festes rief die Polizei. Die nahm, was sollte sie auch sonst tun, eine Strafanzeige wegen Körperverletzung auf. Laut BILD-Zeitung meinte die Mutter des Knaben: „Mein Sohn hat gesagt, dass der Zauberer große Hände hatte.“ Gut, das hätte ihm als Warnung dienen können! Die Polizei riet, den roten Handabdruck im Gesicht des Knaben ärztlich untersuchen zu lassen.
Dank BILD ist es nicht schwer, auf die Identität des 60-jährigen Kollegen zu kommen: Er ist wohl Mitglied des Magischen Zirkels und kann eine Menge hervorragender Internet-Bewertungen vorweisen.
„Ich kann dazu nichts sagen. Es steht doch alles im Polizeibericht. Es ist Wahnsinn, was das für Kreise zieht“ erklärte der Künstler laut BILD.
„Jetzt drohen bis zu 5 Jahre Haft“ titelte der um Sensationen bemühte Münchner Merkur. Na ja, theoretisch schon. In Wirklichkeit wird es wohl auf einen Strafbefehl über eine zweistellige Zahl von Tagessätzen hinauslaufen.
Ich gestehe: Mir haben bei den vielen Kindervorstellungen, die ich gegeben habe, durchaus mal die Finger gejuckt. Glücklicherweise konnte ich mich beherrschen. Wie sich manche Kleinen bei solchen Anlässen aufführen, hätte mir aber zumindest mildernde Umstände eingebracht!
Aber natürlich sind es letztlich nicht die Kinder, sondern die Eltern und Betreuer, die sich idiotisch verhalten: Während vorne der Zauberer ums künstlerische Überleben kämpft, sitzt man im Hintergrund, trinkt ein gemütliches Bier und kümmert sich einen Dreck darum, dass die Kleinen über Tische und Bänke gehen. Vertraut ist mir auch der „Ansturm“ der Kids auf die Bühne am Ende des Auftritts, falls man es nicht in Windeseile schafft, seine Requisiten zu retten. Hilfe vom Veranstalter sollte man dabei lieber nicht erwarten.
Schon gar nicht, dass viele Eltern ihrem Nachwuchs beibringen, was man unter Respekt versteht! Oder gar unter dem Umgang mit Kunst.
Stattdessen ruft man wegen eines solchen Anlasses gleich die Polizei, welche aber in Fragen der Erziehungsberatung nicht zuständig ist…
Ich behaupte nicht, dass dies im konkreten Fall so ablief. Andererseits glaube ich nicht, dass der Kollege das Engagement angenommen hat, um Kinder zu verhauen. Eher ist zu vermuten, dass sich solche Situationen hochschaukeln.
Vor Kindern zu zaubern ist weit schwieriger als bei Erwachsenen. Dennoch wird es meist schlechter bezahlt. Es gibt etliche berühmte Kollegen, die sich stets geweigert haben, vor Kindern aufzutreten. Sie werden gewusst haben, warum!
Ein junger angehender Magier fragte mich einmal: „Ich habe das Angebot bekommen, bei einem größeren Kinderfest aufzutreten. Was soll ich verlangen?“ Meine Antwort: „Freien Abzug!“
Glücklicherweise gibt es auch Erwachsene, welche die Situation vernünftig beurteilen:
https://www.youtube.com/watch?v=zK3GfU2R4Q0
P.S. Zum Thema Kinderzauberei habe ich einen kleinen Vortrag veröffentlicht: