Samstag, 11. April 2015

Fred Kaps - es geschah in seinen Händen


Abraham („Bram“) Pieter Adrianus Bongers wurde 1926 in Utrecht geboren. Er trat zunächst als „Mystica“ auf; wegen der Ähnlichkeit dieses Namens mit dem anderer Zauberer fand sich schließlich in einem Telefonbuch eine Werbung für Regenmäntel mit dem Firmennamen Daks – und daraus entstand schließlich Fred Kaps.

Zur Zauberei fand er durch seinen Friseur, einem Amateurmagier, der seinen Kunden oft kleine Tricks vorführte. So wurde Bram Bongers nicht nur regelmäßig mit einem Haarschnitt, sondern mit immer neuen Täuschungsideen versorgt. Zudem hatte der Barbier eine hübsche Tochter – und der junge Mann gab zu, nicht nur wegen der Zauberei den Friseurladen zu besuchen. Das junge Mädchen wurde später seine Frau.

Bereits 1946 erregte Kaps mit einem Wettbewerbsbeitrag bei einem internationalen Kongress in Amsterdam großes Aufsehen. Der niederländische Zauberhändler Hank Vermeijden wurde sein Berater und Agent. Mit einer Nummer, die auf den (damals neuen) erscheinenden Spazierstöcken beruhte, gewann er schon 1950 zum ersten Mal den Grand Prix der FISM (Fédération Internationale des Sociétés Magiques) in Barcelona. Bei seinem zweiten Titelgewinn in Amsterdam 1955 zeigte er ein völlig neues Programm, das als Schluss bereits die auf Roy Benson zurückgehende, berühmte Version der „unendlichen Salzvermehrung“ („Long Pour Salt“) enthielt. 1961 gelang ihm im belgischen Liége das, was vor und nach ihm kein Zauberkünstler schaffte: der dritte Gewinn des Grand Prix der FISM in Folge. Diese Wettbewerbsnummer war wieder mit neuen Effekten bestückt – der Schluss aber war die legendäre Salzvermehrung.

Kaps war ein viel gefragter und gebuchter Zauberkünstler, der aber immer bei der „kleineren“ Form der Close up- und Salonmagie blieb. So hat er das Angebot von Kalanag abgelehnt, dessen Illusionsrevue zu übernehmen. Im Fernsehen schaffte er es bis in die berühmte Ed Sullivan Show, wo er sogar neben den Beatles bestehen konnte. Neben der Salzvermehrung zeigte er die „Homing Card“ und bewies so, dass man ein Millionenpublikum auch mit fünf Spielkarten unterhalten kann:


Leider starb Fred Kaps viel zu früh: Im Alter von 54 Jahren erlag er einem Krebsleiden.

Was mich an ihm bis heute fasziniert, ist einmal seine unglaubliche Eleganz und Leichtigkeit, verbunden mit der hundertprozentigen Beherrschung der manipulativen Elemente. Dies verband er mit einer Ausstrahlung und schauspielerischen Leistungen der Extraklasse. Besonders an der Salzvermehrung und der „Homing Card“ erkennt man sein geniales Konzept, so zu tun, als sei er selber überrascht von dem, was sich da in seinen Händen abspielt – ja, eigentlich sogar den magischen Effekt abstoppen zu wollen, der einen zu überrollen droht.

Speziell in der Kinderzauberei hat mir dieses Muster stets geholfen. Vor allem kleine Zuschauer mögen es gar nicht, wenn ein Erwachsener den „Größten und Besten“ gibt und so die Distanz noch vergrößert. Ist man jedoch selber überrascht, dass „es“ passiert, stellt man sich im Staunen an die Seite des Publikums.

Gott sei Dank hat sich Fred Kaps nie Gedanken über ein „altmodisches Erscheinungsbild“ oder „reine Zauberrequisiten kontra Alltagsgegenstände“ gemacht – er ahnte wohl instinktiv, dass bei seinen Auftritten Person und Rolle kongruent waren, und das ist die Seele des Entertainments!  

P.S. Jetzt habe ich ganz vergessen, gewisse Kollegen vom „Forum der Magie“ vorab zu warnen, diesen Beitrag zu lesen. Ja, ist euch alles bekannt und dient nur dazu, mich wichtig zu machen. Ist gut, passiert nie wieder…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bitte geben Sie im Kommentar Ihren vollen (und wahren) Namen an und beziehen Sie sich ausschließlich auf den Inhalt des jeweiligen Artikels. Unterlassen Sie herabsetzende persönliche Angriffe, gegen wen auch immer. Beiträge, welche diesen Vorgaben nicht entsprechen, werden – ohne Löschungsvermerk – nicht hochgeladen.
Sie können mir Ihre Anmerkungen gerne auch per Mail schicken: mamuta-kg(at)web.de – ich stelle sie dann für Sie ein.