„Zauberer
und Ärzte haben etwas gemeinsam:
Sie
kommen zwar manchmal vergeblich, aber nie umsonst!“
(Standardsatz in meinen
Zauberprogrammen)
Kaum
ein Künstler kommt an dieser Frage vorbei: Sicherlich hat man seine festen
Honorarvorstellungen für einen Auftritt, ein Bild, die Gestaltung einer
Website… aber:
Soll
man das von Verwandten, guten Freunden oder engen Arbeitskollegen wirklich
verlangen?
Bei
meinen Zauberauftritten geriet ich immer wieder in solche Dilemmas:
·
Was,
wenn eine nahestehende Person ein Fest feiert und die Einladung mit dem Wunsch
nach einer Vorstellung verknüpft? Soll man ihr diese dann „schenken“?
·
Wie
ist es mit Events an der eigenen Arbeitsstelle?
·
Soll
man großzügig sein, wenn ein geplagter kirchlicher Seniorenbetreuer (oder
Tangoveranstalter) glaubhaft versichert, sein schmaler Etat gäbe die übliche
Honorierung nicht her?
·
Was
ist mit „Wohltätigkeitsveranstaltungen“ zugunsten von sonstwas? Die anderen
Künstler verzichten ebenfalls auf ihre Gage…
·
Sollte
man die nicht eben großzügigen Bezahlungen in öffentlichen
Bildungseinrichtungen (z.B. Volkshochschulen) klaglos akzeptieren?
Jeder
in diesen Metiers könnte die Reihe an „Rabattgründen“ sicherlich noch
fortsetzen… Öfters habe ich mich auf eine reduzierte Gage eingelassen oder
gleich gar nichts verlangt. Da ich meine Einnahmen sowieso der Deutschen
Welthungerhilfe spende, erschien es mir gelegentlich eine diplomatische
Lösung, den Gastgeber zur eigenen Abgabe einer Spende aufzufordern. (Ob er dies
auch tat, konnte ich natürlich meist nicht nachprüfen.)
Na
gut – wenn man sich dann schon auf solche Deals einlässt, wird der Gastgeber doch
sicherlich seine Dankbarkeit und Wertschätzung zeigen, indem er einen „auf
Händen trägt“, sprich: beste Arbeitsbedingungen verschafft, oder?
Das
wollte ich einmal genau wissen!
Glücklicherweise
führe ich über meine Zauberauftritte exakt Buch und kennzeichne sie mit einer
Bewertungszahl von 1 (= furchtbar, wäre beinahe gleich wieder heimgefahren) bis
6 (= beste Arbeitsbedingungen). Bei dieser Einschätzung kommt es mir vor allem
auf diese Gesichtspunkte an:
·
Verhalten
des Veranstalters im Vorfeld (genaue Beschreibung der Verhältnisse vor Ort,
pünktliche Lieferung von Informationen und der endgültigen Abmachung)
·
Übereinstimmung
der tatsächlichen Vorführbedingungen mit den vorherigen Angaben
·
Engagement
des Organisators rund um den Auftritt; Krisenmanagement bei Problemen
·
Serviceleistungen
anderer beteiligter Personen (vor allem Gastronomen)
·
Aufgeschlossenheit
des Publikums
·
korrekte
und pünktliche Bezahlung
Ich
habe meine Buchführung von 2002 (Euro-Einführung, seither haben sich meine
Preise nicht verändert) bis 2015 einmal in dieser Hinsicht überprüft. Die
Ergebnisse geben mir zu denken:
Stichprobenumfang:
336 Auftritte
Die
durchschnittliche Bewertungszahl bei Vorstellungen mit dem üblichen Honorar war 4,99.
(Zunächst einmal ein gutes Zeichen: In der Regel bekam ich gute
Vorführbedingungen, bis auf Kleinigkeiten lief alles einwandfrei.)
Bei
ermäßigter oder fehlender Gage lag
der „Güteindex“ allerdings im Schnitt bei 4,96!
Diese
leichte Abweichung nach unten dürfte zwar statistisch nicht signifikant sein –
die Regel lautet allerdings mit Sicherheit: Was nix kost‘, ist auch nicht mehr wert!
Was
mich noch mehr beunruhigt: Bei satten 25
Prozent der Auftritte habe ich ganz oder teilweise auf eine Bezahlung
verzichtet! Nach meiner Auswertung hätte ich insgesamt gut 7000 € mehr einnehmen können, wenn jeweils das volle Honorar
entrichtet worden wäre.
War es das wert?
Nein.
Die
Information, eine künstlerische Leistung mit deutlichem Rabatt oder gar umsonst
zu erhalten, motiviert Gastgeber überhaupt nicht dazu, sich dafür in
irgendeiner Weise besonders erkenntlich zu zeigen. Ich kann mich an Fälle
erinnern, wo es für Gratisvorstellungen hinterher nicht einmal einen
Blumenstrauß, eine Flasche Wein oder wenigstens ein Dankeskärtchen gab. Auf der
anderen Seite des Spektrums stehen (meist private und selten reiche)
Veranstalter, welche mehr als den vereinbarten Betrag zahlen oder hinterher bei
den Gästen nochmal den Hut rumgehen lassen, weil der Künstler doch für die Welthungerhilfe zaubert…
Könnte
ich noch einmal mit der Magie beginnen, würde ich den Anteil der
„Gratisauftritte“ bei fast Null
halten. Auch gute Bekannte dürfen einmal in die Tasche greifen und ihren Anteil
für meine Aufwendungen entrichten. Ich bekomme ja meine Requisiten, Kleidung
sowie das Benzin für die Fahrt in solchen Fällen auch nicht geschenkt! Wenn ich
die Wahl habe, auf den Charakter oder den Geldbeutel meiner Mitmenschen zu
setzen, fällt meine Entscheidung inzwischen eindeutig aus.
Mir
wären in 14 Jahren maximal 40 Auftritte entgangen (also jeder zweite mit
„Rabatt“), dafür aber auch etliche menschliche Enttäuschungen…
Und
die armen Organisatoren vorwiegend sozialen Tuns? Ich erinnere mich an eine Diskussion
mit der Leiterin eines katholischen Frauenkreises, welche mir in
tränentreibender Manier schilderte, wie wenig Geld die Kirche für solche
Aktivitäten übrig habe. Meine Entgegnung: „Wer
den Papst eine Woche lang beerdigen kann, hat genügend Geld.“
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