Unter
diesem Titel hat Anna Ermert heute
im „Pfaffenhofener Kurier“ einen
Artikel anlässlich meiner bislang tausend
Zaubervorstellungen veröffentlicht. Hier der Originaltext:
Karin
und ich haben uns sehr darüber gefreut – zumal Zauberei ja derzeit nicht im Trend liegt. Und eine tolle
Werbung ist der Beitrag sowieso, speziell für unseren Auftritt am kommenden
Sonntag in Reichertshausen.
Foto: Anna Ermert |
Nach
einem halbstündigen Gespräch wird natürlich nicht alles wiedergegeben, worauf
es mir ankam – und manches klingt auch missverständlich.
So
zielt die „archaische Sehnsucht des
Menschen, Dinge zu tun, die er nicht kann“, sicher nicht auf das
Verschwinden von Tüchern (übrigens ein typischer Anti-Climax) oder gar auf das
Zerschneiden und Restaurieren von Seilen. Hier fehlt mir – wie übrigens bei
vielen Effekten – das Motiv: Wieso
ein schönes Seil zertrennen – nur, damit man es anschließend wieder ganz machen
kann? Etwas Schönes herbeizaubern, Gedanken lesen, in die Zukunft schauen oder beim anderen Geschlecht
Sympathien erwecken sehe ich schon eher als Wunschträume.
Die
Geschichte mit dem Baron und seinem Schloss ist übrigens wirklich echt – es war
mein erster bezahlter Zauberauftritt,
den ich über eine Annonce erhielt. Er fand im Januar 1986 statt – vor mehr als
30 Jahren. Unsere Ausstattung bestand aus einem zusammenklappbaren
Teewägelchen, einem schwarzen Pappkoffer und einem Cassettenrecorder. Einen
kleinen Tisch liehen wir uns vom Gastgeber aus.
Vom
Erfolg war ich damals geradezu verblüfft. Erst mit den Jahren lernte ich, dass
es nicht die imposanten Requisiten sind, welche den Wert einer Zaubervorstellung
ausmachen, sondern die Persönlichkeit
des Künstlers, die Identität von Person und Rolle. (Dennoch haben wir mit der
Zeit versucht, eine etwas gediegenere Optik hinzubekommen.)
Tatsächlich
habe ich nur an zwei kleinen, regionalen Zauberwettbewerben Ende der 1980-er Jahre teilgenommen. Beim ersten bot ich ein fast ebenso bescheidenes
Programm wie auf dem Schloss: Schallplattenfärbung, Tuch-Färbung-Ei und
Ringspiel. Ich erlebte Teilnehmer mit manipulativen Fähigkeiten, von denen ich
nur träumen konnte. Das Publikum entschied in geheimer Wahl über den Sieger.
Noch heute amüsiert mich das grenzenlose Erstaunen, ja teilweise Entsetzen
meiner Kollegen, als sich herumsprach, dass ich den Wettbewerb gewonnen hatte.
Innerhalb von Minuten mutierte ich vom fast unbeachteten „No Name“ zum
umworbenen Gesprächspartner…
Im
Jahr darauf fand dieser Wettbewerb ein weiteres Mal statt. Ich hatte inzwischen
viel gelernt und zeigte (aus meiner Sicht) eine bessere Leistung. Doch nun hatte
der Veranstalter eine Expertenjury
eingesetzt, auf dass Peinlichkeiten wie im Vorjahr vermieden würden: Ich
erreichte nicht einmal eine Platzierung. Freilich, so muss ich zugeben, hatte
ich diesmal – um die Fachleute zu beeindrucken – auf neuere Effekte anstatt
Klassiker gesetzt. Auch das war mir eine Lehre…
Tatsächlich
glaube ich, dass viele Kollegen zu sehr auf den Effekt schauen, anstatt das
Entertainment drumherum wichtiger zu nehmen: Der Weg ist das Ziel. Bis in die 1980-er Jahre gab es weltweit für
Magier noch Sendeplätze zur Prime Time des Fernsehens. Die betreffenden
Kollegen wie Fred Kaps, Kalanag, Marvelli, Paul Daniels
oder David Copperfield waren vor allem eins: großartige Entertainer,
Persönlichkeiten, die notfalls ganz allein „eine Bühne füllen“ konnten. Star-Kabarettisten und Comedians sind
das heute noch – nur zaubern sie nicht (mehr). Dazu kam in den 1990-er Jahren
das Internet als „große Illusions-Maschine“. Jedes Kind kann sich heute auf
YouTube berstende Wolkenkratzer ansehen. Rein vom Effekt her vermögen da selbst große magische Bühnenshows nicht mitzuhalten.
Was
Actionfilme eher nicht liefern, wären Märchen, Poesie, Humor und Satire.
Heutige Zaubershows bieten das leider meist auch nicht. Aber es gibt in der
Branche einzelne Lichtblicke wie die Ehrlich
Brothers: Sie zeigen nämlich nicht nur imposante Großillusionen, sondern
sind absolut witzige, skurrile Typen, die auch gerne den direkten Kontakt zum
Zuschauer suchen. Das lässt hoffen.
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