Ich
weiß noch ungefähr, wann ich beschloss, das Chinesische
Ringspiel zu erlernen – es muss um 1983 gewesen sein. Warum? Weil ich es
selber öfters in Zauberprogrammen erlebt hatte und es mich begeisterte.
Ein
erfahrener Kollege riet mir dringend davon ab, die „ausgeleierten Ringe“
einzustudieren – das mache doch jeder. Ich sollte mir lieber etwas Neues einfallen lassen.
Doch
irgendwie kam ich nicht davon los. Da ich damals noch zur Miete wohnte, übte
ich es stets stehend vor dem Bett, damit die immer wieder herunterfallenden
Ringe die Nachbarn nicht störten.
Als
Routine studierte ich Dai Vernons „Symphony of the Rings“ ein – mehr zufällig
hatte ich auf der Suche nach Anleitungen bei einem Zauberhändler das bebilderte
Manuskript erhalten. Welchen Hochkaräter ich damit in Händen hielt, wurde mir
erst viel später klar.
Obwohl
das Handling alles andere als einfach ist, hatte ich den Ablauf erstaunlich
schnell intus. Ich habe das immer wieder erlebt (z.B. auch beim Kubusspiel):
Effekte, die einem liegen, erlernt man sehr schnell – es ist fast so, als hätte
man sie schon immer gekonnt.
Natürlich
ist es damit nicht getan: Bis es leicht aussieht, die Finger sich nicht mehr
verkrampfen, die Bewegungen rund werden und im Rhythmus der Musik fließen, muss
man immer dranbleiben – und, wie ich aus einigen Pannen bei Auftritten weiß – man kann Erlerntes auch wieder verlieren. So ist das Ringspiel stets eine der
Routinen, die ich vor jedem Auftritt noch einige Male durchspiele. Fertig ist
man nie.
Ich
kann nur sagen: Die Ringe machen viel
Arbeit – aber jede einzelne Stunde hat sich gelohnt! Schon bei den ersten
Vorführungen (von denen es Gott sei Dank keine Bilddokumente gibt) erlebte ich,
wie toll die Effektfolge beim Publikum ankommt. Schnell wurde sie zum Schlusskunststück bei meinen Auftritten
– und wenn ich danach von Zuschauern auf eine Nummer angesprochen wurde, so war
es meist diese. Und bei Reengagements hieß es häufig: „Aber Sie machen doch die Ringe wieder?“
Mehr
als 700 Mal (in über 32 Jahren) waren
sie bisher im Programm – und dabei wird es bleiben, solange es altersbedingt
meine Konzentration noch hergibt.
Lange
Zeit verwendete ich dann das Thema „Memory“ aus dem Musical „Cats“. Seit mehr als zehn Jahren hat die Musik wegen
meiner Tango-Affinität gewechselt: Die Ringe gibt es derzeit zu einem meiner
Lieblingstangos: „Los Mareados“, gespielt vom „Trio Hugo Diaz“ (CD „El Motivo“).
Da
ich das Glück habe, nun öfters zur Livemusik des „Duo Tango Varieté“ zaubern zu dürfen, wechseln die Titel je nach
Musikprogramm. Wahlweise ist es dann
„Amazing
Grace“,
Piazzollas „Oblivion“ oder der Harold Arlen-Hit „Over the Rainbow“.
Die Ringe verkörpern 3000 Jahre Zauberkunst. So viel zum Thema „Neuheiten"...
Der großartige Theoretiker unseres Fachs, „Professor“ Dai Vernon soll einmal gesagt haben: „Stell dir vor, da unten in der Straße gibt es ein Musikgeschäft, wo du eine Geige kaufen kannst – und nicht weit entfernt einen Zauberhändler, wo ein Satz Ringe erhältlich ist. And then you have to learn how to play.“
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