Die „merkwürdigen Seile“ (hierzulande auch als „Kurz-Mittel-Lang“ bezeichnet) sind ein Kunststück, das wohl jeder Zauberkollege kennt: Drei verschieden lange Seile verwandeln sich in gleich lange – und dann wieder zurück zu den unterschiedlichen Längen.
Die Idee stammt von dem amerikanischen Zauberkünstler Robert Carver, der in den 1950-er Jahren den Effekt „The Professor’s Nightmare Rope Trick“ nannte.
http://www.zauber-pedia.de/index.php?title=Odd_Ropes
Dass in dem Material weit mehr steckt, erfuhr ich ziemlich frühzeitig, als ich im Fernsehen die „Marvelli Show“ sah (im Video beginnt ab 3:00 die Überleitung, ab 4:59 dann die eigentliche Routine):
https://www.youtube.com/watch?v=n1eidDhA6vI&t=534s
Nebenbei: Inzwischen kann man die drei damals produzierten Vorstellungen von Marvelli auf YouTube ansehen. Ich empfehle das insbesondere jüngeren Kollegen dringend! Klar, manches ist gerade vom Dekor her zeitbedingt – aber die Idee vom magischen Entertainment (statt dem bloßen Vorführen von Rätseln) könnte auch heute noch funktionieren. Vor allem, wenn es auf einem solch intellektuellen Niveau stattfände.
Daneben funktioniert die Präsentation durch eine ordentliche Dosis Ironie, welche der Vorführende vor allem auf sich selber bezieht – siehe das kleine Seilstück, das er zu der theatralischen Story vorzeigt.
Jedenfalls war ich damals sehr angetan von der Geschichte, der Dramaturgie, die Marvelli zu den „Odd Ropes“ einsetzte. Erst durch sie wird dieser Trick zum Kunststück. Welcher Magier würde es heute noch wagen, ein großes Publikum fünf Minuten mit drei simplen Seilen zu unterhalten?
Anfangs habe ich meine Vorführung sehr an der Marvelli-Version orientiert. Mit der Zeit entwickelte sich eine etwas andere Textfassung – und ebenso der Vorspann mit dem „Rope to Silk“-Effekt.
Inzwischen habe ich die „Odd Ropes“ über 350 Mal bei meinen Auftritten vorgeführt und kann nur sagen: Der Effekt ist stets ein Stützpfeiler des Programms – er funktioniert bei fast jedem Publikum, nimmt im Zauberkoffer kaum Platz weg und benötigt keinerlei Präparation. Anzumerken wäre noch: Die anfängliche Geschichte vom „Indischen Seiltrick“ unterlege ich mit leiser Musik („Moon River“ von Mantovani), was den „märchenhaften Charakter“ unterstützt. Auf dem YouTube-Video habe ich sie weggelassen, damit es keine Urheberrechts-Probleme gibt.
Für mich ist dieses Kunststück der schlagende Beweis dafür, dass man die „Klassiker“ nicht als „alte Hüte“ abtun sollte. Der Ablauf ist einfach und optisch selbsterklärend, so dass man sich voll auf die Geschichte konzentrieren kann. Probieren Sie es einmal aus – es muss ja nicht meine Version sein!
Hier das Video (wie immer in einem einzigen Take ohne Schnitte aufgenommen):
https://www.youtube.com/watch?v=x4C8BakLgSw
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