Seit
Wochen schon stand das „magische Großkampfereignis“ an: zwei längere Auftritte
beim Weihnachtsmarkt einer Weltfirma!
Ein
Foto aus früheren Tagen zeigte zwar eine eher kleine, aber wenigstens
überdachte Bühne – immerhin mit Beleuchtung plus Tonanlage inklusive Funkmikrofon.
Garderobe? Die Vorbereitungen musste ich halt irgendwie im Auto oder hinter der
Deckung meiner Zauberkiste hinkriegen. Und seit Tagen war schlechtes Wetter
angesagt…
Eine
Stunde vor dem ersten Auftritt würden wir erscheinen, so hatten wir avisiert,
und dann eine Einweisung des Organisators benötigen. Pünktliche Ankunft bei
leichtem Nieselregen und Schneetreiben. Der Markt wenig besucht, die Bühne
vollgestellt mit allerlei Gerümpel, nassgeregnet und halb angefroren, von der versprochenen
Technik nichts greifbar – und auf der Firmenseite niemand zu sehen. Eine
Ankündigung unserer Vorstellungen? Die Budenbesitzer wussten von nichts.
Schließlich
trieben wir zwei Azubis auf: Zauberei? Keine Ahnung! Ob sie wohl mal den
Bühnenboden wischen sollten? Ach ja, gute Idee… Weitere Kontaktversuche mit dem
Firmenvertreter landeten auf dessen Mailbox. Endlich richtete man uns aus:
Er werde in 15 Minuten da sein.
Ich
ließ unser Gepäck vorsichtshalber im Wagen, und nach weiteren 20 Minuten Einsamkeit
verließen wir das imposante Gelände der Weltfirma – vorbei an einem großen
Veranstaltungsforum, auf dem schon Weltstars aufgetreten waren. Na gut, gehören
wir halt nicht dazu…
Später
firmenseits Kontakte per Handy und Mail mit den üblichen „könnte, hätte, würde“-Wortschatz.
Interessierte mich nicht mehr – und schon gar nicht das uns als Verpflegung
zugedachte „exklusive Menü“. Ich möchte beim Zaubern an meine eigenen Grenzen
gehen statt unter denen anderer zu leiden.
Am
Sonntagnachmittag dann eine „Mugge“ mit meinen beiden Musikerinnen: zaubernde
Moderation adventlicher Klänge bei einer Organisation mit Klientel eher im
Seniorensegment: Dorfgasthaus, statt Garderobe ein Tisch im hintersten Bereich.
Anders
als bei dem Großunternehmen tippte mir der Veranstalter schon dreißig Sekunden
nach meinem Eintreffen auf die Schulter: Herzliche Begrüßung – ob denn alles in
Ordnung sei? Die Gage übergab er mir gleich, natürlich gegen Unterschriften auf
hochwichtigen Formularen.
Das
Konzert nicht ganz stressfrei – der Platzmangel zwang mich zu etlichen Pirouetten
zwischen Stühlen und Faltwand: Nur nichts vergessen, schließlich war es ein
völlig neues, auf die Musikwünsche des Organisators zugeschnittenes Programm.
Nach
einer Stunde herzlicher Applaus mit der dringenden Bitte um eine Zugabe: Meine
Musikerinnen hatten mich mit größter Sicherheit durch das Programm getragen und
einige Schnitzer von mir souverän verdeckt. Dann in Windeseile einpacken – die beiden
Damen hatten am Abend noch ein Adventskonzert zu spielen. Dabei blieb mir die
dankbare Rolle des Zuhörers.
Abends
in der örtlichen Dorfkirche: Ein wunderschön aufgebautes „Bühnenbild“, der
Ablauf ein perfektes Zusammenspiel von Kirchenchor, Instrumentalisten sowie dem
Pfarrer als Vorleser stimmungsvoller, aber nicht kitschiger
Weihnachtsgeschichten.
Schon
der Einmarsch des Chors mit Kerzen in den Händen und zu einer getragenen Musik
war so zauberhaft wie der Rest des fast anderthalbstündigen Programms. Alles
hundertmal geübt und dennoch wie neu! Am Schluss standing ovations und
Besucher, denen noch draußen vor der Kirche die Ergriffenheit anzumerken war.
Das
Geheimnis: Die Mitwirkenden kennen einander schon seit vielen Jahren und
arbeiten völlig selbstlos zusammen. Podeste für den Chor beispielsweise? Kein
Problem, einer der Sänger ist Schreiner und macht sie halt „so nebenher“
selber!
Auf
dem Weg zum Auto fiel mir ein Satz ein, mit dem der Vertreter der Weltfirma
einen Tag zuvor sein Zuspätkommen gerechtfertigt hatte: Die „Arbeitszeitgesetze“
hätten ihm einen früheren Dienstantritt verboten.
Wie
viele Welten doch zwischen zwei Tagen liegen können!
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