Vor
einigen Tagen durfte ich zusammen mit dem Salonensemble
Ingolstadt, der Sopranistin Karin
Law Robinson-Riedl (Vorsicht Nepotismus – ist meine Gemahlin) und dem
Bariton Rudolf Eduard Laué die Aufführung
der Operette „Frau Luna“
mitgestalten.
Nun
kann bei einer szenischen Bearbeitung, welche naturgemäß nicht die gesamte
Handlung wiedergeben kann, ein Moderator nicht schaden, welcher das Publikum
durch das (operettentypisch ziemlich skurrile) Geschehen führt. Zudem musste
die Umkleidezeit überbrückt werden: Die beiden Sänger verkörperten im Wechsel knapp ein Dutzend Rollen des Stückes – und es gelang ihnen, musikalisch und
darstellerisch, prächtig.
Ich
wollte allerdings auch zaubern. Warum? Abgesehen davon, dass dies zu meinen
Leidenschaften zählt: Ein Problem von Musikdarbietungen ist sicherlich, dass
die optische Schiene, über die der Mensch mindestens zwei Drittel seiner
Informationen bezieht, ziemlich vernachlässigt wird. Die Musiker stehen halt
die ganze Zeit an der gleichen Stelle und bedienen ihre Instrumente – was auch
sonst? Und da wir uns Tänzerinnen, Bühnenfeuerwerk, Bodennebel oder Lasershow
nicht leisten konnten, gab es magisch was auf die Augen!
Selbstredend
ist es wichtig, dass die Effekte nicht allzu aufgesetzt wirken – man muss Bezüge
zur Handlung suchen: Wenn also Theophil, der Haushofmeister des Mondes, oder die
Luna-Zofe Stella mit ihren Staubwedeln agieren, kann man die gelegentlich mal
färben; ebenso den Fächer, mit dem Frau Luna „inkognito“ einen Walzer tanzt.
Entsprechend bietet sich beim „Expressballon“ eine Schwebe an – und am Schluss
erscheinen das „Triumphgemüse“ für die Mitwirkenden sowie die Konfetti
natürlich magisch! Ebenso kann das korrekte Verlassen des Zuschauerraums zur
Pause mittels „Exit“ erklärt werden…
Sicherlich
ist man bei solchen Auftritten weitestgehend an optisch sich selbst erklärende
Effekte gebunden – eine „Sprechnummer“ zwischendurch würde als Fremdkörper empfunden.
Und, an meine Kollegen von der „Nur Alltagsgegenstände“-Fraktion: Nö, das ganze
Operettenflair ist künstlich und fantastisch, da würde man Glimmerröhren glatt
vermissen!
Was
mir besonders wichtig war: Nicht nur Zauberroutinen, sondern auch Musikaufführungen
benötigen einen durchlaufenden Rhythmus. Nichts ist gefährlicher als
unmotivierte Pausen, welche die Zuschauer aus der Illusion holen. Dies zu
verhindern ist wohl die Hauptaufgabe eines (zaubernden) Moderators.
Eine
Rundfunkreporterin stellte mir nach der Aufführung die (vorhersehbare) Frage,
warum mich die Kombination von Operette und Zauberei so reize. Meine Antwort:
Es gäbe wohl kaum weitere Sujets, die so aus der Zeit gefallen wären. Daher
sollte man sie kombinieren…
Klar,
klassische Zauberkunst mit Federblumen und Seidentüchern ist ein „alter Hut“ –
und dem wahren Musikliebhaber erscheint die Operette handlungsmäßig schwachsinnig
und musikalisch primitiv.
Ich konnte die Probenarbeit der Musiker zeitweise begleiten und darf daher
versichern: Der Komponist Paul Lincke gehört
nicht zur „Hansi-Hinterseer-Abteilung“ – die Partitur enthält jede Menge „Amateurbremsen“.
Was der Fagottist Hartwig Simon hier
allein bei der Bearbeitung der einzelnen Stimmen leistete, bemisst sich in
einer dreistelligen Zahl von Arbeitsstunden. Nicht weniger Mühe gab sich die
Chefin Swetlana Gilman (Violine) bei der
Einstudierung mit ihren Kolleginnen Stephanie
Fischer (Viola), Beate Hacker
(Klarinette) und Gabi Mamikonian
(Klavier) – allesamt Vollblutmusikerinnen, welche bei der Aufführung über sich
hinauswuchsen. Nicht vergessen dürfen wir Bettina Kollmannsberger, die als "Kammerzofe" hinter den Kulissen die vielen Kostümwechsel erst ermöglichte!
Und
das Libretto? Es ist erstaunlich frisch, frech, schnoddrig und ironisch. Ich
musste als Autor weiß Gott schon schlechtere Texte bearbeiten! Und wenn man in
der Handlung nach einem Sinn fahndet, findet man ihn sogar: Auf der Suche nach Exotik
und Abenteuer treibt es einen bis zum Mond – und was findet man da? Nur sich
selber…
Wir
hatten ein volles Haus, und – gemessen an der Publikumsreaktion – brachten wir
den Spaß (der Handlung und unseren eigenen) über die Rampe. Was wollen wir
mehr?
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