Ich habe mich entschlossen, in loser Folge einige Zaubereffekte zu beschreiben, zu denen ich eigene Ideen beisteuerte. Wie ich im Einzelnen darauf kam, weiß ich meist nicht mehr. Kann schon sein, dass ich irgendwo in der Literatur eine Anregung fand. In dem Fall wäre ich für einen Leser-Hinweis dankbar. Aber in der Zauberkunst leben wir letztlich alle auch von den Einfällen anderer. Nur so ist ja eine Weiterentwicklung überhaupt möglich.
Außerdem biete ich Ihnen keine detaillierte Routinen-Beschreibung – im Zentrum stehen lediglich eine Idee und ein Requisit, das so ziemlich jeder Kollege besitzen dürfte: der gute, alte Changierbeutel. Nur wird er hier nicht allein – wie üblich – zu einem Verwandlungseffekt eingesetzt, sondern auch zu einer Force.
Was Sie weiterhin brauchen:
· fünf kleinere Seidentücher (am besten 30-er) in vier verschiedenen Farben. Zwei Tücher weisen also dieselbe Farbe auf. Meine sind rot, gelb, grün und zweimal blau.
· ein Gerät, mit dem Sie ein Seidentuch verschwinden lassen können. Ich verwende eine „Master Silk Tube“.
· ein Requisit, das leer gezeigt werden und in dem später ein Tuch erscheinen kann. Bei mir ist das die „Magiro-Tuchröhre“ aus der Zauber-Butike.
Vorbereitung
Laden Sie eines der beiden gleichfarbigen Tücher in das Gerät, in dem es zum Schluss erscheinen soll. Geben Sie die vier anderen Tücher in eine Kammer des Changierbeutels.
Routine und Vortrag
Meine Damen und Herren, der Veranstalter hat mich gebeten, in meinem Programm auch ein Kunststück mit religiösem Charakter zu zeigen.“
Bringen Sie den „Klingelbeutel“ zum Vorschein, halten ihn auffordernd Richtung Publikum und warten Sie, bis man den Gag kapiert!
„Bitte eine kleine Spende für einen notleidendenden Zauberkünstler… Nein, Scherz – im Gegenteil – Sie können sogar etwas gewinnen! Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist: Von den Privatsendern wird die Werbepause gerne für ein kleines Quiz genutzt. Der Zuschauer darf sich dann an einem Ratespiel beteiligen, das man bereits mit einem IQ von 70 Metern Feldweg richtig lösen kann.
Meine Dame, würden Sie bitte aus diesem Beutel alles herausholen, was drin ist? Am besten schön einzeln?“
Die Zuschauerin holt nun die Tücher aus dem Beutel. Eines darf sie behalten, die anderen soll sie an drei weitere Gäste verteilen. Achten Sie darauf, dass die Tücher deutlich gezeigt werden! Demonstrieren Sie durch Umstülpen, dass der Beutel ansonsten leer ist.
Zeigen Sie nun das Gerät vor, das mit dem fünften Tuch geladen ist und stellen es so auf, dass es ständig im Blick der Zuschauer bleibt:
„Das hier ist der erste Preis… etwas dünne Luft, wie Sie sehen. Aber der kann ja noch gar nicht da sein – erstmal müssen die hunderttausend Vollidioten eine teure 0800-er Nummer anrufen, die Lösung angeben und so den Gewinn finanzieren…
Nein, bei uns geht es gerechter zu: Nur eine Farbe kann siegen! Die Tücher kommen nun in die Lostrommel.“
Gehen Sie von einem Gast zum anderen und lassen Sie ihn das jeweilige Tuch in den Changierbeutel geben. Achtung: Wenn das Tuch kommt, dessen Farbe Sie doppelt haben (hier blau), wechseln Sie die Kammer! Dadurch landet dort nur dieses Tuch, die anderen drei in der zweiten Abteilung.
„Meine Lieblingsassistentin des heutigen Abends wird nun die Tücher noch etwas durcheinanderbringen. Vielen Dank! Würden Sie sich nun als Glücksfee betätigen? Achtung: Wir ziehen zunächst die drei Verlierer!“
Die Dame kann natürlich nur die Tücher wählen, welche in der einen Abteilung liegen.
„Aha, verloren hat Gelb, ebenso Grün, und auch Rot ist nur zweiter Sieger. Damit ist ja schon alles klar – greifen Sie nochmal zu! Gewonnen hat also Blau! Wer hatte diese Farbe? Ich gratuliere herzlich!“
Beim Ziehen des vierten Tuches müssen Sie den Beutel natürlich wieder „umschalten“! Geben Sie die drei „Verlierer-Tücher“ wieder in den Beutel zurück.
„Gewonnen hat also Blau! Jetzt zum Sieger: Bei Privatsendern wird der natürlich spektakulär präsentiert – also Bodennebel, Laserlicht, Tänzerinnen…“
Lassen Sie das Tuch nun in einem beliebigen Requisit (notfalls einer DS) verschwinden und dann im anderen Gerät erscheinen!
„Sie sehen: Alles von vornherein abgesprochen – der Privatsender wusste natürlich genau, wer oder was gewinnen würde!“
Ich habe den Effekt – in verschiedenen Variationen – bisher an die 200 Mal gezeigt. Noch nie kam der Verdacht auf, das blaue Tuch könnte forciert sein.
Normalerweise haben Changierbeutel zwei Kammern. Da ich auch einen mit dreien besitze, ist mir eine weitere Tour möglich:
Ein Blendo-Tuch in der Farbkombination rot-gelb-grün kommt in die dritte Kammer. Nachdem das „Gewinner-Tuch“ gezogen wurde, bitte ich die Zuschauerin, die drei anderen Tücher zurück in den Beutel zu geben, wo sie in einem der leeren Fächer landen.
„Wir sind gerecht und kümmern uns zunächst um die Verlierer. Meine Dame, würden Sie die zurück in den Beutel geben? Sehen Sie, und das ist ja das Wichtigste – holen Sie bitte nun alles heraus, was drin ist: Verlierer müssen zusammenhalten!“
Natürlich haben Sie dabei wieder „umgeschaltet“, und Ihre Assistentin hat nun das Blendo-Tuch: Scheinbar sind die Tücher verschmolzen! Danach geht es weiter wie beschrieben.
Inzwischen haben wir ein Video gedreht, das den Ablauf demonstriert. "Corona-bedingt" sind allerdings nicht so viele Zuschauer anwesend wie üblich. Daher erledigt hier eine Dame die ganzen Aufgaben:
https://www.youtube.com/watch?v=f0qBHeNj8zY
Wie gesagt: Gestalten Sie Ihre eigene Routine mit den Requisiten, die Ihnen zur Verfügung stehen! Und vielleicht haben Sie ja eine Idee zu einem ganz anderen Vortrag?
Viel Erfolg!
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