Hurra,
nun haben wir also den Auftritt geschafft, auf den wir seit vielen Wochen
hinarbeiteten: Am zurückliegenden Sonntag spielten wir im fast voll besetzten Festsaal des Pfaffenhofener Rathauses
unser Schlagerkonzert.
Wenn
man hinterher die zahlreichen Dinge bedenkt, die hätten schiefgehen können – darunter viele, auf die man gar keinen Einfluss hatte – wird man
ziemlich dankbar, ja demütig:
So
erschien am Mittwoch vorher doch tatsächlich noch der lang ersehnte Ankündigungs-Artikel im Pfaffenhofener
Kurier, sogar mit Bild (glücklicherweise
brüten derzeit kaum noch Amselpärchen). Und heute brachte das Lokalblatt eine
sehr lobende, wenngleich im Detail nicht immer korrekte Kritik zu unserem Auftritt – sogar wieder mit Bild! Nun gut – das Foto hatte eher Briefmarkengröße, im Gegensatz
zur darüber in zehnfachem Format abgebildeten orientalischen Tänzerin vor dem Pfaffenhofener
Rathaus. Aber klar: Solche Einblicke hatten wir nicht zu bieten – ich sollte
das Thema mal bei unseren Musikerinnen ansprechen…
Man kann den Artikel auch online
lesen (hier mit größerem Bild):
https://www.donaukurier.de/lokales/pfaffenhofen/Liebe-in-allen-musikalischen-Facetten;art600,4244096
Und
entgegen unseren Befürchtungen erschien wirklich eine Stunde vorher ein
Vertreter der Stadt, um die Abendkasse
zu übernehmen – und dabei erfuhren wir doch tatsächlich schon, dass bereits 80 Karten im Vorverkauf bestellt waren
(solche Daten sind einige Tage vorher unmöglich zu erhalten) – so dass wir
insgesamt über 100 Zuschauer hatten.
Wie schön! Dann hatte sich doch auch der Druck von 40 Programmheften gelohnt.
Warum
man jedoch in Pfaffenhofen keinen Gastronomen
findet, der sich willens zeigt, Konzertbesucher in der Pause mit Flüssigem zu versorgen, ist mir ein Rätsel. So blieb mir nichts
anderes übrig, als in meiner Pausenansage auf die hervorragende Eisdiele hinter dem Rathaus aufmerksam
zu machen und amüsiert zu beobachten, wie ganze Gästekolonnen mit Bollentüten
in der Hand an uns vorbei promenierten. Ich hätte Provision verlangen sollen!
Kaum
ein Besucher macht sich den Logistik-Aufwand
klar, der hinter einem solchen Konzert steckt: Allein die Zauberutensilien plus
Verstärkeranlage für die Gesangsmikrofone füllten zwei Pkws, deren Inhalt wir
in den 2. Stock des Rathauses zu transferieren hatten – inklusive Anmarsch vom
Parkplatz aus, da wir wegen der Fußgängerzone nicht direkt vor die Tür fahren
konnten.
Dazu
dann die einzige Gesamtprobe mehrere
Stunden vor dem Konzert – die Musiker haben natürlich alle ihre eigenen Termine
und kommen teilweise von Weither, es war also unmöglich anders zu schaffen!
Inklusive der Fahrzeit waren die Mitwirkenden an diesem Sonntag um die 10 Stunden auf den Beinen – auch das
muss man erstmal hinbekommen…
Worüber
wir uns alle einig waren: Es ist ein Riesen-Vorteil, wenn man ein Programm öfters (wenn auch in nicht immer
identischer Besetzung) spielen darf. Man kann immer mehr auf die vielen Details
achten, die eine Vorstellung insgesamt attraktiver machen. Die nunmehr fünfte Version unseres
Schlagerkonzerts, das möchten wir mit Stolz behaupten, war sicherlich die
bislang beste!
Dass
wir immer wieder zu Engagements kommen, ist vor allem unserem rührigen Impresario
Hartwig Simon zu verdanken, der auch
die Arrangements bearbeitet und sich nicht zu schade ist, vor den meisten Auftritten
tausende Flyer in den lokalen Briefkästen zu deponieren. Ach ja – Fagott spielt
er auch noch!
Ich
gestehe aber, dass ich hinsichtlich der Musik
anfangs schon skeptisch war: Ein Salon-Ensemble,
das sich an den Beatles, ABBA oder Rod Stewart versucht, sich an Swing-Legenden wie „Strangers in the night“ herantraut, Grand
Prix-Siegertitel wie „Hallelujah“ oder „Ein bisschen Frieden“ intoniert oder
den Elvis-Welterfolg „Can’t help falling in love” im Programm hat?
Zunächst
einmal sind das Stücke, die man – obwohl sie jeder kennt – derzeit eher selten geboten bekommt. Es war dem
Publikum anzumerken, dass es diesen Ausflug in Nostalgie sehr genoss.
Weiterhin
geben wir gerne zu, keine international agierende Profi-Showband zu sein – sonst hätten die Karten auch mindestens 30
Euro kosten müssen. Die Mitwirkenden verfügen jedoch alle über eine solide Ausbildung (teilweise ein
Musikstudium) und langjährige Spielpraxis. Dennoch: Reich wird mit solchen
Auftritten mit Sicherheit keiner.
Das
Programm des Salon-Ensembles Ingolstadt lautet Vielfalt
– Spezialisten und Puristen müssen draußen bleiben. Kein Jazzfan wird sich in
unsere Konzerte verirren, nur weil wir „All
of me“ spielen – da fehlt schon mal das Schlagzeug. Und reine Beatles-Anhänger würden in der Salon-Besetzung
(die ja kein Geheimnis ist) eindeutig die E-Gitarren vermissen. Wir sind keine Revival-Band, sondern erlauben
uns, die Stücke in unserer
Interpretation zu liefern.
Letztlich
begegnet uns gelegentlich das Schubladen-Denken,
das ich vom Tango zur Genüge kenne:
Alles außer den „Gran Orquestas“ der 1940-er Jahre ist eben „nicht authentisch“.
Na gut, wer’s braucht…
Ich
habe bereits vor 30 Jahren beim Zaubern
festgestellt, dass ich beim Laien-Publikum
ganz gut ankomme (sogar einmal einen Wettbewerb gewonnen habe, als man normale
Zuschauer abstimmen ließ), Experten
jedoch meine Darbietungen eher furchtbar fanden. Als ich mich vor einigen Jahren
anlässlich des Erscheinens meines Zauber-Buches in einem magischen Forum anmeldete, wurden meine Beiträge wiederum von
Kollegen heftig verrissen – inzwischen in einer der Internet-Kommunikation
geschuldeten Bösartigkeit.
Daher
steht für mich seit langer Zeit felsenfest: Ich kümmere mich ausschließlich
darum, wie meine Moderation, meine Zauberkunststücke bei „normalen“ Zuschauern ankommen. Fachleute sind meist nicht mehr in der
Lage, sich in deren Perspektive
hineinzuversetzen. Und klar – der eigene „Expertenruhm“
steigt natürlich proportional zur Kritik, mit der man Kollegen überzieht. Daher
sind mir solche Beurteilungen piepegal.
Ich
bedanke mich jedenfalls herzlich bei meinen Kolleginnen und Kollegen auf der Bühne, von denen ich bewusst
niemand hervorheben will – sie alle haben sich toll in den „Drive“
hineingesteigert, den solche Musik benötigt. So entstanden „Gänsehaut-Momente“ wie vor der Pause die Interpretation von „My Way“ oder das abschließende Knef-Chanson „Für mich soll’s rote Rosen regnen“, zu dem ich mit vielen Blumen
dieser Art etwas Poesie liefern durfte.
Wenn
ich am Schreibtisch sitze und einen Programmablauf plane, ist mein Ziel stets, das Publikum emotional zu erreichen. Musik, Text
und Zauberei können technisch noch
so gut sein – nur wenn sie „über die Rampe“ kommen, ihren Weg in die Seele der Zuschauer finden, hat man es
geschafft.
Von
meinem großen Vorbild Marvelli stammt
der Satz, die Magie sei eine Kunst, „die
den Verstand stillstehen lässt, aber die Herzen bewegt.“ Dies gilt ebenso
für die Musik: "All you need is love".
v.l.n.r.: Gabi Klaschka-Mamikonian, Swetlana Gilman, Hartwig Simon, Gerhard Riedl, Stephanie Fischer, Dr. Stefanie Geith, Annerose Bayerle-Schöffel, Rudolf Eduard Laué, Karin Law Robinson-Riedl |
P.S. Vom Harfen-Duo Laura Oetzel und Daniel Mattelé erschien gerade ein hervorragender Artikel, der sich mit der Welt „hinter den Kulissen" beschäftigt:
https://www.dasharfenduo.de/wordpress/harfenduo/hinter-den-kulissen/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Bitte geben Sie im Kommentar Ihren vollen (und wahren) Namen an und beziehen Sie sich ausschließlich auf den Inhalt des jeweiligen Artikels. Unterlassen Sie herabsetzende persönliche Angriffe, gegen wen auch immer. Beiträge, welche diesen Vorgaben nicht entsprechen, werden – ohne Löschungsvermerk – nicht hochgeladen.
Sie können mir Ihre Anmerkungen gerne auch per Mail schicken: mamuta-kg(at)web.de – ich stelle sie dann für Sie ein.