Der
findet meist telefonisch statt.
Typischer Fall: Eine Mutter ruft an, da sie einen Kindergeburtstag zu organisieren hat. Der Beginn des Dialogs lautet meist:
„Zaubern Sie auch für
Kinder?“
„Ja, gerne!“
„Was kostet denn
sowas und wie lang dauert es?“
Wenn
Sie dann antworten „eine
Dreiviertelstunde, hundert Euro“ – haben Sie in der Regel bereits verloren! Denn als Antwort kommt mit ziemlicher Sicherheit: „Was, so viel?“
Die
Rechnung ist ja sehr einfach: Für die Anruferin errechnet sich daraus ein Stundenlohn von über 130 Euro!
Daher
stelle ich im Normalfall lieber zunächst Gegenfragen:
„Dazu müsste ich
zunächst von Ihnen einiges erfahren: Wie viele Kinder werden denn ungefähr
teilnehmen? Wie alt ist das Geburtstagskind? Und der jüngste Zuschauer? Sind noch ältere Kinder anwesend? Ich nehme an, Erwachsene sind auch dabei? Wohin müsste ich da fahren?
Nach
den erhaltenen Informationen kann ich viel besser antworten, zum Beispiel:
„Die Anfahrt dauert zirka 45 Minuten, nehme
ich an? Also, inklusive Vorbereitung, Packen, An- und Abfahrt, Auf- und Abbau
bei Ihnen, natürlich plus Auftritt, rechne ich mit ungefähr vier bis fünf
Arbeitsstunden. Dafür würde ich, alles inklusive, hundert Euro vorschlagen.“
(Anmerkung:
Damit will ich keinem Kollegen die Höhe seiner Gage vorschreiben – Näheres
hierzu: https://diemagiedesgr.blogspot.com/2015/03/und-was-kostet-das.html)
So
ergeben sich nunmehr, unter Berücksichtigung der wahren Arbeitszeit (über die Sie so Ihren Gastgeber informieren),
nicht viel mehr als 20 Euro pro Stunde – und dafür kommt kein Handwerker ins Haus. Weisen Sie
gegebenenfalls ruhig auf diesen Umstand hin!
Aber
auch damit können Sie nicht alle Interessenten zufriedenstellen. Der Grund ist klar: Die defekte Klospülung muss repariert
werden – ein Zauberer hingegen ist
nicht unbedingt nötig.
Ich
sehe das ebenfalls so: Der Live-Auftritt
eines Künstlers ist etwas
Besonderes. Und obwohl ich nicht davon lebe, sehe ich auch nicht ein, diesen „Luxus“ für ein Trinkgeld zu
verramschen.
Übrigens
sind gerade die Leute, welche den Preis drücken wollen, meist keine Hartz
4-Bezieher – im Gegenteil. Immer wieder erlebe ich es dann vor Ort, dass einfache Menschen nach der Vorstellung
noch einen Schein drauflegen (oder
eine Flasche Wein) – bei Kunden in eher exquisitem
Ambiente hingegen bekommt man so gut wie nie auch nur einen Euro extra!
Auch
die andere Frage sollten Sie
zurückgeben: „Wie lange soll ich denn
zaubern, was meinen Sie?“ Man hört dann (gerade bei größeren Kinderfesten)
oft Erstaunliches: Ja, so zwei Stunden
wären schon ganz gut… In solchen Fällen läutet bei mir bereits die Alarmglocke: Die Wahrscheinlichkeit ist
groß, dass Sie dann eher zur „Kinderbetreuung“
denn zum Zaubern eingesetzt werden sollen, damit die Gastgeber weniger Stress
haben. Natürlich mache ich anschließend klar, dass die Dauer einer Schulstunde (45 Minuten) die Obergrenze
ist – bei kleineren Kindern eher weniger.
Weiterhin
frage ich alles ab, was ich an Organisatorischem
wissen muss – und weise auf die Liste hin, welche auf meiner Website steht:
Außer
bei sehr guten Bekannten verlange ich auf jeden Fall eine schriftliche Auftragsbestätigung (heute ja per Mail leicht
auszutauschen). Der Kunde erhält dabei einen Text, den man ebenfalls auf meiner Website finden kann:
Bei
aller Digitalisierung freuen sich die meisten Kunden dennoch, wenn sie etwas schriftliches Informationsmaterial bekommen. Ich biete es jedenfalls stets an und übersende dann meinen Prospekt, eventuell zusätzlich auch
spezielle Hinweise für besondere Fälle.
Wenn
ich meine alten Unterlagen zu den über tausend
Auftritten in bald 35 Jahren
durchblättere, wird mir klar: Nach den Erfahrungen, über die ich nun verfüge,
hätte ich sicherlich zwischen 10 und 20
Prozent der Engagements ablehnen
sollen – gerade im Kinder-Bereich.
In
vielen Fällen liefert nämlich bereits das erste Telefonat Alarmzeichen,
welche man nicht überhören sollte:
·
Wenn
ums Geld geschachert wird, ist das
ein sehr schlechtes Omen. Sollten sich die Gastgeber dann
zähneknirschend auf die Höhe der Gage einlassen (vielleicht, weil die Kollegen
noch teurer sind), dürfen Sie sicher sein: Praktische
Hilfe vor Ort werden Sie kaum erhalten, eher muffiges Verhalten – und wenn Sie Pech haben, sind die Spuren solchen Anspruchsdenkens
bereits auf die Kinder übergegangen. Im Zweifel lieber selber die Reißleine ziehen – sollen die doch in
einen Kinder-Ferienpark fahren und
dort das Mehrfache des Geldes lassen!
·
Bedenken
sollten Ihnen auch kommen, wenn die Auskünfte
nur widerstrebend erfolgen: Nein,
man wisse 14 Tage vorher noch gar nicht, wie
viele Gäste kämen, in welchen Räumlichkeiten
der Auftritt stattfinden solle, wo Sie Ihre Requisiten ungestört vorbereiten
könnten... Das Risiko ist groß, dann in einem desorganisierten Chaos zu landen. Bitten Sie in solchen Fällen um
eine neue Kontaktaufnahme, wenn
diese Daten feststünden – meist hört man dann nie mehr etwas vom Kunden…
·
Ebenfalls
ein sehr schlechtes Zeichen ist während des Gesprächs lautes Kindergeschrei im Hintergrund. Wenn die Mutter es nicht
hinkriegt, einmal zehn Minuten ungestört zu telefonieren, sind die Machtverhältnisse in dieser Familie
äußerst verdächtig! Ich spreche das inzwischen ganz offen an: „Sagen
Sie, bei der Vorstellung sind die Kinder dann schon ruhiger, oder?“ Es gibt
Fälle, wo Ihre Gesprächspartnerin die Problematik positiv erkennt und für
Ruhe sorgt. Ansonsten sollten Sie es lassen.
·
In
den Jahrzehnten meiner magischen Aktivitäten ist das Alter der Kinder stetig gesunken, in dem sie nach Ansicht der
Eltern schon reif für einen Zauberauftritt sind. Auch für Zweijährige scheint inzwischen zu gelten: „Mein Kind versteht das schon!“ Ein klares Nein: Erst ab mindestens
vier Jahren ist der Realitätssinn der Kinder stark genug
entwickelt, dass sie Abweichungen von der Wirklichkeit, also Zauberei,
einschätzen können. Lassen Sie da nicht mit sich handeln, das wird nichts –
schlimmstenfalls haben Sie einen quengelnden und plärrenden Störfaktor, der Ihren Auftritt
ruiniert.
Bei kleineren Kindern gebe ich den Eltern den
Rat: „Hängen Sie sich eine Decke um und brüllen, dann sind Sie ein Löwe!“
·
Höchste
Vorsicht ist geboten, wenn der Anruf von einem Kindergarten, einer Schule
oder ähnlichen Einrichtung kommt. Meist geht es dann um eine größere Fiesta mit Altersstufen vom
Kleinkind bis zum Opa. Schon das ist schwierig genug!
Zusätzlich herrscht an solchen Orten leider
nicht selten eine „Kultur der
organisierten Verantwortungslosigkeit“: Eine Mitarbeiterin bekam den Job
aufgedrückt, einen Zauberer zu besorgen – und die gibt die lästige Aufgabe so bald als möglich ab. Folge: Die Person, mit der
Sie alles abgesprochen haben, ist am Auftrittstag
gar nicht da. Szenetypische Begründungen: Urlaub, Krankheit, Fortbildung,
Teilzeit. Daher dürfen Sie sich im Gewühl durchfragen und landen endlich bei
einer pädagogischen Kraft, die eigentlich nur weiß, dass „ein Zauberer kommt“.
Daher: Lassen Sie sich schriftlich bestätigen, wer Sie bei der Vorstellung betreut – und was dazu alles gehört. Öfters
kriegt man dann von der Einrichtung eine Absage…
·
Letzter
Tipp: Wenn eine Künstleragentur
anruft – sofort auflegen! Nach meiner Erfahrung gibt es nur schlechte und ganz miese Agenturen. (Okay: Es mag auch wenige gute geben – aber
die rufen nicht mich an, sondern Günther Jauch…)
Wenn
ich dann zugesagt habe, kann ich nur hoffen, dass alles so wird, wie man es besprochen
hat. Dies ahne ich schon am Hauseingang
des Auftrittsorts: Wenn davor kreuz und quer die Fahrräder liegen, ist das kein gutes Zeichen. Ebenso, wenn kein Erwachsener die Tür öffnet, sondern nach mehrmaligem Läuten ein Kleinkind. Muss ich dann im Flur über
einen Berg von Jacken steigen, wird
es ganz schlimm. Und wenn ich dabei auch noch auf einen Keks trete, möchte ich eigentlich gleich wieder heimfahren.
Foto: www.tangofish.de |
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