Die folgende (etwas bearbeitete) Leseprobe stammt aus meinem Buch "Zaubern - das Wie entscheidet!" (Näheres hierzu weiter unten bzw. auf meiner Website!)
Eines
gleich vorweg: Zur Höhe des Honorars werden Sie generell Kritik ernten – ob Sie nun viel oder wenig verlangen!
Zahlreiche
Auftraggeber ermitteln Ihren Stundenlohn, indem sie Ihre Gage durch die
Auftrittszeit dividieren: „Hundert Euro
für eine Dreiviertelstunde?“ (Das ergäbe zirka 130 € pro Stunde!) In diesen
Fällen kann man durch eine entsprechende Gegenrechnung zum Gesamtaufwand
gelegentlich für etwas mehr Realismus sorgen: „Die Anfahrt dauert zirka 45 Minuten, nehme ich an? Also, inklusive
Vorbereitung, Packen, An- und Abreise, Auf- und Abbau bei Ihnen, natürlich plus
Auftritt, rechne ich mit ungefähr vier bis fünf Arbeitsstunden. Dafür würde
ich, alles inklusive, hundert Euro bekommen.“ So errechnen sich nunmehr,
unter Berücksichtigung Ihrer wahren Arbeitszeit, nicht viel mehr als 20 Euro
pro Stunde – und dafür kommt kein Handwerker ins Haus!
Schlimmer
noch finde ich die Anwürfe von Kollegen, die sich meist als „Profis“ bezeichnen und argumentieren,
Amateure würden ihnen mit „Dumpingpreisen“ das Geschäft ruinieren. Nun kann man
zur Kalkulation eines Beruflers eine ungefähre Rechnung aufmachen: Er bräuchte
nach meiner Schätzung monatlich einen Umsatz
von 4000 Euro, um mit knapp der Hälfte netto einigermaßen ordentlich über
die Runden zu kommen. Die eigenen Aufwendungen sind erheblich: Kleidung,
Requisiten, Bühnendekoration, Werbung und vor allem Fahrt- und
Übernachtungskosten. Den Rest kriegt das Finanzamt, die Kranken- plus
Sozialversicherung und eventuell die GEMA bzw. das Management. Wenn wir einmal
von zehn Auftritten pro Monat ausgehen, muss er also im Schnitt pro Buchung 400
Euro verlangen, um nicht in Hartz IV-Nähe zu geraten. Aber bekommt er überhaupt
die 120 Engagements jährlich? Dann müsste er aber wirklich alles annehmen, auch weit entfernte Auftritte (d.h. wieder hohe
Fahrt- und Hotelkosten), oder spezielle Aufträge, wie zum Beispiel
Kreuzfahrten. Der Markt ist klein, denn Zaubern
liegt derzeit nicht im Trend – und hinter den paar lohnenden „Gigs“ mit
Honoraren im vierstelligen Bereich sind viele her wie der Teufel hinter der
armen Seele. Die Folge ist heftigster
Konkurrenzneid – und bei Ihnen trifft früher oder später die E-Mail eines
„Profis“ ein, in der Sie aufgefordert werden, ihm nicht die Preise zu verderben
und daher das Schwingen des Zauberstabs auf das eigene Wohnzimmer zu
beschränken…
Wenn
wir den Vergleich mit Sängern ziehen, wird die Absurdität dieser Argumentation
unübersehbar: Juckt es einen José
Carreras, wenn ich bei einer Vereinsfeier für die Gegenleistung einer
Flasche Wein und eines Blumenstraußes auch einmal „O sole mio“ schmettere? Das Elend unserer Branche besteht eben
darin, dass es selbst für die Besten kaum
große Auftrittsmöglichkeiten gibt – während Tenöre sich immerhin in
zahlreichen Opern- und Konzerthäusern, im Fernsehen bzw. auf Festivals tummeln
können und Tonträger verkaufen. Doch selbst in diesem Bereich lassen wir uns
viel zu sehr von den Spitzengagen weniger Stars beeindrucken: Kunst wird hierzulande lausig bezahlt!
Statistiken belegen eindrucksvoll, dass die erdrückende Mehrheit aller Künstler
am Rande des Existenzminimums dahinvegetiert – und dies gilt insbesondere für
die „Artistensparte“: Seiltänzer, Jongleure, Feuerschlucker, Zauberkünstler… Während
wir dem Schlüsseldienst klaglos 200 Euro und mehr für eine Türöffnung binnen
zehn Minuten hinblättern, sind solche Beträge für den Zauberauftritt bei einer
Familienfeier schon schwer durchsetzbar. Der Grund ist offensichtlich: Ohne den
Handwerker kommen wir nicht mehr in die eigene Wohnung – ohne den Magier schon
(und die Entfesselung aus Ketten und Schlössern kann der nur in der
Vorstellung…).
Auch
wenn ich mir damit den Hass der gesamten Szene zuziehe: Die meisten Zauberkünstler, die sich als „Profis“ bezeichnen, sind,
wirtschaftlich gesehen, keine! Sie haben praktisch alle zumindest noch ein
zweites „Standbein“ – im günstigsten Fall durch den Verkauf von Büchern plus
Requisiten, ansonsten vielleicht als Versicherungsvertreter oder durch
Vermietung des geerbten Hauses. Ich kann daher nur jedem raten, der
Geisterdebatte „Amateure kontra
Berufszauberer“ hinsichtlich der Bezahlung keine Beachtung zu schenken. (In
eine ganz andere Kategorie gehört die Frage des „professionellen Arbeitens“, siehe meinen vorherigen Beitrag). Und vielleicht darf ich wenigstens zart auf
das Kriterium der künstlerischen
Qualität hinweisen: Wer das dreifache Honorar will, sollte halt zumindest
doppelt so gut sein…
Auf
der anderen Seite wird man von Kunden immer wieder gedrängt, angesichts ihrer
ganz speziellen und unvergleichlichen Situation doch bitteschön gratis (oder
jedenfalls zu einem „Freundschaftspreis“) aufzutreten. Meine dringende
Empfehlung: Begrenzen Sie dies auf den engsten
Familien- und Freundeskreis! Ich habe mich lange Zeit viel zu oft auf solche
„Deals“ eingelassen und weiß daher: Es
bringt nichts. Weder werden Sie in solchen Fällen gemeinhin besonders
freundlich oder respektvoll behandelt noch spüren Sie eine Dankbarkeit
beispielsweise hinsichtlich Weiterempfehlungen – und wenn, dann möchten diese
Interessenten natürlich ebenfalls „Zauberei für lau“! Eher werden Sie in
solchen Fällen mit der Einstellung konfrontiert: „Was nichts kostet, kann auch
nichts sein.“
In
einer besonders unverfrorenen Art, an kostenlose Auftritte zu kommen, gehen
mehr oder weniger selbst ernannte „Wohltäter“
vor: Die haben beispielsweise einen LKW organisiert, um eigenhändig gesammelte
Spielsachen in rumänische Waisenhäuser zu transportieren. Natürlich sollen Sie
das Unternehmen bei einem entsprechenden Charity-Event per Gratismagie fördern;
dies wird geradezu als selbstverständlich angesehen – oder sind Sie gar
charakterlos genug, für solch edle Taten noch schnöden Mammon zu fordern?
Selbst wenn Sie die Sinnhaftigkeit und Seriosität von derlei Projekten genügend
einschätzen könnten: Kriegen die den Diesel für ihren Transsilvanientripp an
der Tankstelle ebenfalls geschenkt? Ach so, die Ölkonzerne dürfen – im
Gegensatz zu Ihnen – schon etwas verdienen… Allenfalls werden Spendenquittungen
in fast beliebiger Höhe angeboten – aber Vorsicht: Es handelt sich dann
juristisch um den „Verzicht auf
Erstattung von Aufwendungen“ – fragen Sie lieber vorher Ihren
Steuerberater, ob das Finanzamt da mitmacht!
Nochmal:
Sie müssen Ihre Bühnenkleidung, Ihr Auto, Benzin, Ihre Tonanlage sowie die
Requisiten angemessen bezahlen – und daher sollten Sie nur für ein faires
Honorar zaubern! In meinen Moderationen benütze ich gerne den Satz: „Das
ist bei Magiern so wie bei Ärzten: Wir kommen zwar manchmal vergeblich, aber
nie umsonst!“
Wie hoch sollte Ihr
Salär dann sein? Ich
lasse mich von der Überlegung leiten, was sowohl dem Gastgeber als auch mir
zumutbar ist. Bei Hobbyzauberern stellen die Auftritte meist kein „Einkommen“
dar – rechnen Sie einmal zusammen, was Sie für Ihre Passion so alles ausgeben
(Fahrtkosten mit zirka 0,30 Euro pro Kilometer – auch zu Zauberkongressen – nicht
vergessen!) bzw. was Sie an Honoraren einnehmen: Eine „Nullbilanz“ ist da schon
ein Erfolg! Der Vorteil ist, dass Sie dies nicht versteuern müssen, da es sich
abgabenrechtlich um eine „Liebhaberei“ handelt. Ansonsten wären es „Einkünfte
aus freiberuflicher Tätigkeit“ – und für die gibt es wohl gewisse Freibeträge.
Aber erkundigen Sie sich lieber bei Ihrem Steuerberater!
Auf
der anderen Seite: Welche Summe müssen Eltern bei einem Kindergeburtstag investieren? Bei den Ansprüchen, die heute zu
befriedigen sind (und man will ja nicht weniger bieten als der Nachbar),
dürften da schon mindestens hundert Euro zusammenkommen. Ich halte es für nicht
übertrieben, wenn man für einen Künstler, der „live“ ins Haus kommt, einen ähnlichen Betrag einrechnet. (Man
könnte ja alternativ mit den Kindern ins Kino oder in gar in einen Freizeitpark
fahren – was kostet das dann?)
Wie
viel bezahle ich bei der Feier meines runden Geburtstags mit fünfzig Gästen in
einem Restaurant? Ein hoher dreistelliger Betrag wird da bestimmt fällig. Ist
es dann vermessen, ein Drittel (oder wenigstens Viertel) davon für die
Vorstellung zu fordern?
Daher
staffle ich meine Gage im Wesentlichen nach der Zuschauerzahl. Dazu kommt bei weiteren Entfernungen noch ein
„Kilometergeld“. Ich halte es auch für legitim, bei schwierigen
Auftrittsbedingungen das Honorar noch etwas aufzustocken. Andererseits gibt es
für Reengagements einen Rabatt. Im Gegensatz zu den meisten Kollegen kann man
die ungefähren Sätze auf meiner Website nachlesen.
Meiner
Erfahrung nach wird bei „Profis“ auch nicht so heiß gegessen wie gekocht. Wenn
sie überhaupt Preise nennen, sind die oft überzogen wirkenden Summen „offizielle“ Honorare, die vor allem
der Beeindruckung der Konkurrenz dienen. Unter der Hand zaubern die
Herrschaften dann schon mal für deutlich weniger: Na klar, für „gute Kunden“,
„wichtige Auftraggeber“, „private Anlässe“ und vieles mehr. Aber auch den Trick
kenn’ ich…
Fazit: Bei vergleichbaren Anlässen bekomme
ich auf die gleiche Honorarauskunft Reaktionen, die von „Also, das ist mir zu teuer“ bis zu „Da verlangen Sie aber zu wenig“ reichen. Daher meine ich, im
Schnitt ganz akzeptable Gagen zu fordern. Nach der Vorstellung wird übrigens
nie über die zu hohe Bezahlung geklagt. Wenn die Gastgeber erlebt haben,
welchen Aufwand man für ihr Geld treibt, erkennen sie doch den Wert der
Dienstleistung – und öfters erhält man mehr als vereinbart (allerdings kaum von
den wirklich Reichen, sondern eher von „kleinen Leuten“…).
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