Für
die Zuschauer sind die Utensilien, welche ein Zauberkünstler verwendet, ganz besondere, wertvolle Gegenstände, da
sie am Zustandekommen von „Wundern“ beteiligt sind. Schon deshalb geht es
natürlich gar nicht, wenn Sie mit abgegriffenen Kartenspielen, fleckigen bzw.
verknüllten Seidentüchern oder hellbeigen (statt blütenweißen) Seilen
hantieren. Bei der Vorführung sollten Sie Ihr Material so handhaben, wie es
etwas Kostbarem zukommt, beispielsweise Tücher mit zwei Fingern an einer Ecke
erfassen, damit sie sich schön entfalten. Ebenfalls dürfen Requisiten nach Gebrauch
nicht wie „Abfall“ in irgendeinen
Korb gestopft oder gar auf den Boden geworfen werden. (Hierbei bewährt sich
natürlich eine Assistentin, welche nicht mehr Benötigtes elegant „abserviert“ –
und die Hilfsmittel sehen länger gut aus, wenn sie schonend behandelt werden!)
Und achten Sie darauf, dass stets nur die Gegenstände sichtbar sind, mit denen
Sie gerade zaubern! Gerade gegen Ende zu bildet sich bei manchen Auftritten
eine „Müllhalde“ von Gegenständen,
die ihren Dienst schon lange getan haben.
Ein
passendes Design von Gerätschaften
bewirkt ebenfalls den Eindruck von Klasse, und zumindest die Utensilien, die
Sie für ein Kunststück benötigen,
sollten so aufeinander abgestimmt sein, dass sich Farben, Muster und Machart
nicht „beißen“.
„Ich
selbst lehne die Verwendung unserer typischen Zauberrequisiten vollkommen ab,
da diese Kästen und Boxen den Zuschauern nur das Eine vermitteln: Dieses
Requisit muss etwas mit dem gerade gesehenen Wunder zu tun haben, denn nur
dafür ist es da.“
(Alexander
de Cova: „Ein Profi packt aus“)
Sicherlich
hat dieser Kollege, ein bekannter und innovativer Künstler, insofern Recht, als
ein Programm, das offensichtlich weitgehend auf „Zauberapparate“ setzt, nicht
wirklich überzeugt. Schließlich soll der Vorführende
die Wunder vollbringen und nicht seine diversen
Kisten, von denen er bei jeder Nummer wieder neue auf die Bühne stellt.
Zudem ist das meist auf Glimmerfolie basierende Design oft nicht sehr
geschmackvoll und verbreitet das Flair einer Rummelplatz-Schaubude.
Dennoch
mag ich das obige Zitat nicht vorbehaltlos unterschreiben. Auch wenn ein Magier
mit „alltäglichen“ Dingen wie
Notizblöcken, Brieftaschen oder Weinflaschen hantiert, wird der Zuschauer
trotzdem vermuten, dass diese geheime
Präparationen enthalten könnten – und oft genug ist das so. Außerdem kommt
es auf die Art der Präsentation an: Bei einer Darbietung klassischer
„Salonmagie“ wird sicherlich mehr „Deko“ akzeptiert als bei einem
Mentalkünstler, der auf Gedankenlesen setzt. Welches Programm das Publikum „schöner“ findet, ist dann noch die
Frage, denn die meisten Informationen laufen beim Menschen über den optischen
Sinn. Eine Reihe von bunten Seidentüchern bietet halt mehr Blickfang als mit Stift und Schreibpapier oder das „unvermeidliche“
Kartenspiel, mit dem ein Zauberer minutenlang hantiert.
Gerade
bei einem altersmäßig völlig gemischten Publikum bzw. schwierigen
Vorführbedingungen sollten die Effekte auch ohne ellenlangen Text verständlich
sein, weil sie sich schon über den
Anblick erklären. Ich bin in solchen Fällen stets sehr froh, über
klassische „Hingucker“ wie Seidentücher oder Blumen zu verfügen!
Wie
bei vielen Einzelfragen in unserem Metier landet man im Endeffekt wieder bei
der Gesamt-Inszenierung: Wenn es
gelingt, die Verwendung eines bestimmtes Requisits als notwendig, ja geradezu
unvermeidlich hinzustellen, wird das Publikum dies akzeptieren und voll
mitgehen. Setzt man dagegen nur auf den nackten Effekt, wird das Gesehene als
unerklärlich, vielleicht aber auch als überflüssig betrachtet.
Ebenfalls
sollten Sie Ihr sonstiges Material wie Zaubertische
und Ablagebehälter kritisch unter
die Lupe nehmen. Bei käuflichen Produkten tobt sich hier oft der volle
Gestaltungsdrang der Hersteller aus: Da ist kaum eine Fläche ohne Glimmer,
poppige Farben und Comicfiguren – diverse Häschen plus Zylinderhüte
inbegriffen. Den Zuschauern sollen aber Ihre Requisiten ins Auge fallen und
nicht der sonstige Aufbau! Daher ist hierbei eine edle und stabile, aber
unauffällige Machart besser. Eine schwarze Färbung kann auch geheime
Hilfsmittel („Gimmicks“) verbergen helfen, welche meist den gleichen Farbton
aufweisen.
Bedenken Sie,
dass sich Investitionen vor allem bei Utensilien lohnen, welche die Zuschauer
während des gesamten Programms vor Augen haben!
Abschließend
ein Satz von Marvelli, über den man
lange nachdenken kann:
„Wo der Geist endet,
beginnen die Requisiten“
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