Momentan haben ja viele von uns Zeit, wollen oder
müssen sogar zu Hause bleiben. Eine Gelegenheit, mich wieder mehr um mein Zauberblog
zu kümmern!
Bislang habe ich hier kaum einzelne Effekte
beschrieben und schon gar nicht erklärt. Aber vielleicht verirren sich auf
meine Seite ja doch etliche Zauberfans, die das eine oder andere
Kunststück einmal ausprobieren möchten! Oder man entdeckt plötzlich, dass man immer schon zaubern wollte... Und etwas im Familienkreis vorzuführen ist
ja noch nicht verboten! Im Gegenteil: Zaubern macht Freude, vertreibt
die Langeweile und stärkt das Immunsystem.
Beim folgenden Effekt wird man sehen, wie wichtig
die verbale Einkleidung ist. Sie brauchen dazu lediglich ein beliebiges
Kartenspiel – es dürfen auch Quartettkarten sein, oder Bierdeckel…
Zaubern
mit Worten: Piano-Trick
Fragen Sie, ob jemand
im Publikum Klavier oder Orgel spielt (oder wenigstens schon mal
einen Pianisten beobachtet hat…). Bitten Sie diese Person, die
Hände so über der Tischplatte zu halten, als ob sie ein solches Instrument bediene.
Und der Unterschied zwischen Klavier- und Orgelspiel?
„Organisten krümmen
die Finger stärker ein, da es in Kirchen stets saukalt ist. Ein Theologe hat
mir einmal erklärt, man wolle sich damit von der Hölle
unterscheiden, die ist ja ganz gut temperiert…“
Demonstrieren Sie
diese Handhaltung und nehmen Sie zwei Karten vom Spiel:
„Ich stecke Ihnen nun
zwei Karten zwischen die beiden Finger.“
Das Kartenpaar kommt
in einen Fingerzwischenraum (z.B. zwischen Daumen und
Zeigefinger). Diese Handlung wiederholen Sie, bis die Finger-Lücken
beider Hände (bis auf eine) mit je zwei Karten bestückt sind.
Betonen Sie
fortlaufend: „wieder zwei Karten“, „wieder ein Paar“ usw.
„Zum Schluss nur noch
eine Karte!“
Geben
Sie die in die letzte Fingerlücke und betonen Sie
diesen Umstand nochmals: „Zum Schluss eine einzelne
Karte!“
Endposition siehe Skizze:
Illustration: www.tangofish.de |
Holen Sie nun die Kartenpaare nacheinander wieder zurück und legen Sie sie jeweils getrennt ab, so dass zwei Stapel entstehen. Betonen Sie auch dabei wieder: „zwei Karten“, „ein Kartenpaar“, „schon wieder zwei“ etc.
Bei der letzten Karte
fragen Sie den Zuschauer:
„Auf welches Päckchen
soll die einzelne Karte?“
Legen Sie sie dort
ab, dann greifen Sie aus diesem Stapel eine imaginäre Karte und
platzieren sie auf dem anderen:
„Dann nehme ich
unsichtbar diese Karte und lege sie auf die gegenüberliegende Seite.“
Zählen Sie nun die
Karten beider Päckchen paarweise ab:
„Ein
Paar, noch ein Paar, wieder zwei…“
„Sehen Sie, da, wo
vorhin die einzelne Karte lag, sind nur noch Paare, und hier drüben auch Paare –
und eine einzelne Karte!“
Die einzelne Karte ist also „unsichtbar“ von einem
Stapel in den anderen gewandert!
Obwohl es im Internet von Trickerklärungen wimmelt, möchte ich sie hier – wenn irgend möglich
– vermeiden. Probieren Sie das Kunststück einfach mit einem Partner aus – und
verblüffen Sie ihn und sich selber!
Mathematisch halbwegs Begabte werden das Geheimnis sicherlich entschlüsseln,
wenn sie denn wollen. Trotzdem: Es ist mein Lieblingseffekt, wenn ich improvisiert zaubern soll. Ich habe ihn
Laien Dutzende Male vorgeführt, ohne dass man auch nur einmal auf die Erklärung
gekommen wäre (na ja, vielleicht später daheim beim Nachdenken).
Ich glaube, das liegt weniger am (nicht so
schwierigen) rechnerischen Hintergrund, sondern an der Präsentation.
Diesen Effekt
beschrieb der amerikanische Magier Leo
Behnke in seinem (wohl längst vergriffenen) Buch: „Professionelle Close-up-Zauberkunst“. Er sagt dazu:
„Es ist ein Wörtertrick,
kein Kartentrick. Aber das sind bekanntlich die meisten.“
Merke: Die meisten!
Glauben Sie mir: Es gibt keine „guten“ und „schlechten“
Kunststücke – die Art der Vorführung
entscheidet, ob die Zauberei ankommt oder floppt. Das wichtigste
Täuschungsmittel ist nicht die „Fingerfertigkeit“, sondern die Sprache – und die Inszenierung insgesamt. Was hier besonders wichtig ist:
Das Geheimnis wird verschleiert, indem man die
Zuschauer verbal immer wieder auf die Zahl
zwei konditioniert: „ein Paar“, „zwei Karten“ usw.
Niemals dürfen Sie die Aufmerksamkeit auf die Gesamtzahl der Karten legen! Nachdem
Sie den Schlusseffekt einige Sekunden wirken ließen, geben Sie beide Stapel
zügig wieder zusammen und legen sie auf das Restspiel.
Handhaben Sie die Karten absolut deutlich und mit spitzen Fingern! Dies und die Tatsache,
dass an dem Spiel „nichts dran“ ist (es kann auch geliehen sein), wirkt
besonders überzeugend.
Wie bei jedem Zauberkunststück sollte das Publikum
nicht ahnen, worauf das Ganze
hinausläuft – sonst bilden sich bereits vor dem Schlusseffekt gewisse
Hypothesen. Die Geschichte mit dem
Klavierspieler ist wunderbar geeignet, das Ziel zu verschleiern.
Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren!
P.S. Sie finden die Beschreibung (und Erklärung) in
meinem Zauberbuch (S. 30-32). Übrigens kann man es immer noch bei mir
bestellen:
http://www.robinson-riedl.de/zauber-buch.htm
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