Mittwoch, 18. März 2020

Zaubern zu Corona-Zeiten… 1


Momentan haben ja viele von uns Zeit, wollen oder müssen sogar zu Hause bleiben. Eine Gelegenheit, mich wieder mehr um mein Zauberblog zu kümmern!

Bislang habe ich hier kaum einzelne Effekte beschrieben und schon gar nicht erklärt. Aber vielleicht verirren sich auf meine Seite ja doch etliche Zauberfans, die das eine oder andere Kunststück einmal ausprobieren möchten! Oder man entdeckt plötzlich, dass man immer schon zaubern wollte... Und etwas im Familienkreis vorzuführen ist ja noch nicht verboten! Im Gegenteil: Zaubern macht Freude, vertreibt die Langeweile und stärkt das Immunsystem.

Beim folgenden Effekt wird man sehen, wie wichtig die verbale Einkleidung ist. Sie brauchen dazu lediglich ein beliebiges Kartenspiel – es dürfen auch Quartettkarten sein, oder Bierdeckel… 

Zaubern mit Worten: Piano-Trick

Fragen Sie, ob jemand im Publikum Klavier oder Orgel spielt (oder wenigstens schon mal einen Pianisten beobachtet hat…). Bitten Sie diese Person, die Hände so über der Tischplatte zu halten, als ob sie ein solches Instrument bediene. Und der Unterschied zwischen Klavier- und Orgelspiel?

„Organisten krümmen die Finger stärker ein, da es in Kirchen stets saukalt ist. Ein Theologe hat mir einmal erklärt, man wolle sich damit von der Hölle unterscheiden, die ist ja ganz gut temperiert…“

Demonstrieren Sie diese Handhaltung und nehmen Sie zwei Karten vom Spiel:
„Ich stecke Ihnen nun zwei Karten zwischen die beiden Finger.“
Das Kartenpaar kommt in einen Fingerzwischenraum (z.B. zwischen Daumen und Zeigefinger). Diese Handlung wiederholen Sie, bis die Finger-Lücken beider Hände (bis auf eine) mit je zwei Karten bestückt sind.

Betonen Sie fortlaufend: „wieder zwei Karten“, „wieder ein Paar“ usw.
„Zum Schluss nur noch eine Karte!“
Geben Sie die in die letzte Fingerlücke und betonen Sie diesen Umstand nochmals: „Zum Schluss eine einzelne Karte!“

Endposition siehe Skizze:


Illustration: www.tangofish.de

Holen Sie nun die Kartenpaare nacheinander wieder zurück und legen Sie sie jeweils getrennt ab, so dass zwei Stapel entstehen. Betonen Sie auch dabei wieder: „zwei Karten“, „ein Kartenpaar“, „schon wieder zwei“ etc.

Bei der letzten Karte fragen Sie den Zuschauer:
„Auf welches Päckchen soll die einzelne Karte?“
Legen Sie sie dort ab, dann greifen Sie aus diesem Stapel eine imaginäre Karte und platzieren sie auf dem anderen:
„Dann nehme ich unsichtbar diese Karte und lege sie auf die gegenüberliegende Seite.“

Zählen Sie nun die Karten beider Päckchen paarweise ab:
„Ein Paar, noch ein Paar, wieder zwei…“
„Sehen Sie, da, wo vorhin die einzelne Karte lag, sind nur noch Paare, und hier drüben auch Paare – und eine einzelne Karte!“

Die einzelne Karte ist also „unsichtbar“ von einem Stapel in den anderen gewandert!

Obwohl es im Internet von Trickerklärungen wimmelt, möchte ich sie hier – wenn irgend möglich – vermeiden. Probieren Sie das Kunststück einfach mit einem Partner aus – und verblüffen Sie ihn und sich selber!

Mathematisch halbwegs Begabte werden das Geheimnis sicherlich entschlüsseln, wenn sie denn wollen. Trotzdem: Es ist mein Lieblingseffekt, wenn ich improvisiert zaubern soll. Ich habe ihn Laien Dutzende Male vorgeführt, ohne dass man auch nur einmal auf die Erklärung gekommen wäre (na ja, vielleicht später daheim beim Nachdenken).

Ich glaube, das liegt weniger am (nicht so schwierigen) rechnerischen Hintergrund, sondern an der Präsentation.

Diesen Effekt beschrieb der amerikanische Magier Leo Behnke in seinem (wohl längst vergriffenen) Buch: „Professionelle Close-up-Zauberkunst“. Er sagt dazu:
„Es ist ein Wörtertrick, kein Kartentrick. Aber das sind bekanntlich die meisten.“

Merke: Die meisten!

Glauben Sie mir: Es gibt keine „guten“ und „schlechten“ Kunststücke – die Art der Vorführung entscheidet, ob die Zauberei ankommt oder floppt. Das wichtigste Täuschungsmittel ist nicht die „Fingerfertigkeit“, sondern die Sprache – und die Inszenierung insgesamt. Was hier besonders wichtig ist:

Das Geheimnis wird verschleiert, indem man die Zuschauer verbal immer wieder auf die Zahl zwei konditioniert: „ein Paar“, „zwei Karten“ usw.

Niemals dürfen Sie die Aufmerksamkeit auf die Gesamtzahl der Karten legen! Nachdem Sie den Schlusseffekt einige Sekunden wirken ließen, geben Sie beide Stapel zügig wieder zusammen und legen sie auf das Restspiel.

Handhaben Sie die Karten absolut deutlich und mit spitzen Fingern! Dies und die Tatsache, dass an dem Spiel „nichts dran“ ist (es kann auch geliehen sein), wirkt besonders überzeugend.

Wie bei jedem Zauberkunststück sollte das Publikum nicht ahnen, worauf das Ganze hinausläuft – sonst bilden sich bereits vor dem Schlusseffekt gewisse Hypothesen. Die Geschichte mit dem Klavierspieler ist wunderbar geeignet, das Ziel zu verschleiern.

Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren!

P.S. Sie finden die Beschreibung (und Erklärung) in meinem Zauberbuch (S. 30-32). Übrigens kann man es immer noch bei mir bestellen:
http://www.robinson-riedl.de/zauber-buch.htm


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