Dienstag, 24. März 2020

Zaubern zu Corona-Zeiten… 5


Der heutige Effekt geht auf zwei ganz Große der Kartenzauberei zurück: Harry Lorayne und Juan Tamariz.

Sie müssen dazu aber etwas vorbereiten: Sortieren Sie ein Spiel so, dass sich immer eine rote mit einer schwarzen Karte abwechselt.

Weder blind noch dumm

Legen Sie das Spiel mit der Bildseite nach oben auf den Tisch.

„Sie haben sicher schon einmal einen Magier erlebt, der erriet, welche Karte ein Zuschauer völlig frei aus einem Spiel auswählte. Nun, bei mir sind es zwei…
Dazu müssen Sie aber einen Kunstgriff erlernen. Die Kartenspieler nennen ihn ‚Abheben‘. Ich mache es Ihnen einmal vor… Meine Dame, möchten Sie es auch einmal versuchen? Sehr gut. Und nun noch vielleicht der Herr neben Ihnen? Perfekt!“

Heben Sie einen beliebigen Teil der Karten nach oben ab und legen ihn rechts neben den verbliebenen Stapel. Dann platzieren Sie das Päckchen links wieder auf das andere. Machen Sie das einige Male vor und beschreiben Sie auch mit einfachen Worten, was Sie tun. Lassen Sie es auch zwei nebeneinander sitzende Zuschauer probieren.

Das Manöver ist so simpel wie genial. Erstens erkennt das Publikum, dass die Karten in beliebiger Reihenfolge liegen, und zweitens – viel wichtiger: Abwechselnd sieht man zwei rote Kartenbilder oder zwei schwarze oder ein rotes und ein schwarzes. Die abwechselnd rot-schwarze Legart des Spiels wird dadurch komplett verschleiert!

„Nun wollen wir aber so abheben, wie es üblich ist: mit der Rückseite nach oben. Meine Dame, wären Sie so nett? Und Ihr Nachbar bitte auch noch einmal! Vielen Dank.
Durch die ganze Abheberei hat nun der Zufall eine Karte zur obersten gemacht. Meine Dame, schauen Sie sich diese an, zeigen sie kurz ins Publikum, merken Sie sich den Wert – und der Herr kann gleich die nächste nehmen, bitte ebenfalls gut merken! Meine Dame, Sie dürfen die Karte wieder aufs Spiel legen – und der Herr ebenfalls.“

Damit ist der zentrale Punkt bereits geschafft, da die Reihenfolge der gewählten Karten auf diese Weise vertauscht wurde. Im rot-schwarz gelegten Spiel liegen diese Karten nun im „Gegentakt“.

„Kann ich jetzt wissen, wo sich die beiden Karten befinden? Klar, oben auf dem Spiel. Ich sehe vielleicht ein bisschen schlecht, bin aber nicht blind.
Meine Dame, würden Sie noch einmal abheben? Danke.
Kann ich nun noch wissen, wo sich die Karten befinden? Ja, denn Laien streichen das Spiel meist nicht glatt – hier sieht man noch die Stelle. Ich bin ja nicht blind.
Heben Sie daher nochmal ab und richten alles genau übereinander aus.
Weiß ich jetzt noch die Position der beiden Karten?
Na ja, so ungefähr – ich habe natürlich verfolgt, wo sie abgehoben haben – etwa hier. Ich bin ja nicht blind.
Aber ich mache es noch schwieriger und wende mich nun ab. Meine Dame, heben Sie nochmal ab! Fertig?
Was kann ich nun noch über die beiden Karten wissen? Etwas Entscheidendes: Sie kommen im Spiel direkt hintereinander. Daran ändert ja das Abheben nichts. Ich bin zwar ein bisschen blind, aber nicht dumm!
Bringen wir diese Karten nun auch noch auseinander!“

Teilen Sie jetzt das Spiel in zwei Hälften, indem Sie vom Spielrücken aus je eine Karte links, die nächste rechts, dann wieder links und so fort ablegen. Es ergeben sich zwei Päckchen mit je 26 Karten.

„Kann ich nun noch etwas über die beiden gesuchten Karten wissen? Doch, sie liegen in den beiden Stapeln auf gleicher Höhe, da sie ja hintereinander kamen. Ich bin ja nicht dumm!
Was Sie natürlich niemals machen dürfen: Die beiden Päckchen mischen. Dann verliert sich jede Spur der beiden Karten!“

Zur Verblüffung des Publikums tun Sie genau das – Sie mischen hintereinander beide Päckchen durch! Das können auch Ihre beiden Helfer übernehmen. Ob Sie das riskieren wollen, bleibt Ihnen überlassen. Leider lassen manche Leute dabei versehentlich das halbe Spiel auf den Tisch fallen, wobei dann auch Karten bildoben liegen. Das würde den Effekt etwas schmälern. Aber wenn die beiden Zuschauer sich bislang relativ geschickt angestellt haben, würde ich es wagen, aber im Notfall sofort eingreifen.

„Damit habe ich nun bewiesen, dass es unmöglich ist, gewählte Karten aus einem gemischten Spiel wiederzufinden. Vielen Dank!“

Nach dem Lacher und vielleicht sogar schüchternem Applaus („bitte kein Mitleid“) fahren Sie fort:

„Das macht aber nichts. Ein Magier muss in einer solchen Situation Souveränität ausstrahlen: Er nimmt jeden Stapel in die Hand, legt eine beliebige Karte heraus und behauptet dann einfach, es sei die jeweils gewählte!“

Nehmen Sie beide Päckchen hintereinander in die Hand, fächern sie zu sich hin auf und staunen Sie: Die eine Hälfte enthält nur rote Karten sowie eine einzige schwarze – auf der anderen Seite ist es genau umgekehrt.

Legen Sie die beiden andersfarbigen Karten mit der Rückseite auf den Tisch: die eine oben, die andere ein Stück darunter. Dabei müssen Sie das erste Päckchen zwangsläufig ablegen, wenn Sie das andere ergreifen. Nachdem Sie dort die Karte entfernt haben, legen Sie es oben rechts neben die einzelne Karte, dann das erste unten rechts. Damit wurden die beiden Stapel vertauscht! (siehe Foto)


„Es käme natürlich reinem Zufall gleich, wenn diese beiden Karten die gewählten wären…

Drehen Sie die beiden einzelnen Karten um und lassen Sie ihre Aussage bestätigen.

„Ach, wirklich, sind sie es? Tja, wer weder blind noch dumm ist, hat manchmal auch noch Glück!
Was mir aber noch viel weniger erklären kann: Wieso hat sich das Spiel dabei in Rot und Schwarz sortiert?“

Bei diesen Worten streifen Sie die beiden Päckchen bildoben nach rechts aus – und lassen Sie das Publikum nach Luft schnappen! (siehe Foto)

  
Die rot-schwarze Legart des Spiels wird auch zum Schluss verschleiert, indem Sie die Päckchen vertauschen. Es sieht dann so aus, als hätten Sie die rote Karte in dem roten Päckchen gefunden und die schwarze im schwarzen.

Viel Spaß beim Ausprobieren – und verderben Sie mir bitte nicht dieses geniale Kunststück: Also erstmal gründlich üben und dann vorführen!

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